Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Anhänger der Augsburger Confession für sich einen Rechlsboden gewon¬ 
nen und bloß in den geistlichen Vorbehalt sich ungern gefügt. 
Derjenige aber, welcher diesen Neligionsfrieden durch die Gewalt der 
Waffen herbeigeführt hatte, der Kurfürst Moritz, erlebte ihn nicht. In 
einem Kriege gegen seinen früheren Bundesgenossen, den Markgrafen 
Albrecht von Brandenburg - Culmbach, fiel er bei 6t et) ers Hausen, 
einem Dorfe in der Lüneburger Haide, von einer"feindlichen Kugel ge¬ 
troffen, im Jahre 1553. 
15* Karl's V. Abdankung und Tod. 
Nach so vielen getäuschten Wünschen und Hoffnungen, nach so vielen 
schmerzhaften Erfahrungen wurde der Kaiser gleichgültig gegen die trü¬ 
gerischen Reize der irdischen Macht und Hoheit. Er sehnte sich nach 
Ruhe, welche er während der ganzen Dauer seiner Regiernng nicht ge¬ 
nossen hatte, um endlich jetzt, am einbrechenden Abende des Lebens, fern 
vom Getümmel dieser Welt, in stiller Einsamkeit zum nahen Uebertritte 
in eine bessere Welt sich vorzubereiten. Vielleicht war schon damals, in 
jener schauerlichen Nacht auf den Tiroler Felsenhöhen, als so Alles, was 
irdische Größe zu geben vermag, wie eine abgestreifte Hülle vor seinen 
Füßen lag, dieser Wunsch in ihm rege geworden. Auch zunehmende kör¬ 
perliche Leiden mahnten ihn an sein nahes Ende. Deshalb übergab er 
im Oktober 1555 zu Brüssel in einer feierlichen Versammlung seinem 
Sohne Philipp die Regierung'der Niederlande; Mailand und Neapel 
hatte er ihm schon früher abgetreten. Es war ein rührender Anblick, 
und Männer weinten, die nie eine Thräne vergossen hatten , als der 
kranke lebensmüde Kaiser mit Mühe, auf die Schulter Wilhelm's von 
Oranien gestützt, aus seinem Sessel sich erhob und die Thaten seines 
Lebens kurz auseinandersetzte: — Seit seinem siebenzehnten Jahre habe 
er neun Züge nach Deutschland, sechs nach Spanien, sieben nach Italien, 
vier nach Frankreich, zehn nach den Niederlanden, zwei nach England 
und eben so viel nach Afrika gemacht; elfmal sei er über die See geschifft, 
habe viele Kriege geführt, viele Friedens- und Freundschaftsverträge 
geschlossen und viele Siege erfochten. Dies Alles habe er der Religion 
und des Staates wegen gethan, so lange seine Kräfte hinreichten, es zu 
thun. Jetzt setze er aus gleichem Beweggründe an die Stelle eines alten, 
von Krankheiten aufgeriebenen Mannes einen jungen, munteren und 
tapferen Fürsten, mit der Ermahnung an seine Unterthanen, jenem treu
	        
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