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Streich; erst auf den dritten Hieb ward ihr Haupt vom Rumpfe
getrennt. Als der Henker es emporhielt, rief jener Dechant: i
„Mögen alle Feinde der Königin Elisabeth so enden!" Aber
keine Stimme hörte man, die Amen sprach. Der Parteigeist
war untergegangen in Bewunderung und Mitleid.
So endete Maria Stuart im fünf und vierzigsten Jahre
ihres Alters und im neunzehnten ihrer traurigen Gefangenschaft.
Jetzt hatte Elisabeth ihren Durst nach Rache gestillt, unb
ihr ganzes Streben ging nunmehr dahin, das Gehässige der
That von sich auf Andere zu wälzen. Sie stellte sich deshalb,
als ihr die Vollziehung des Befehles gemeldet ward, höchst
erstaunt, brach in Thränen und Wehklagen aus und schwur
die bitterste Rache ihren Ministern, weil diese ohne ihr Wissen
und Willen ihre gute Base umgebracht hätten. Um die Welt
noch mehr zu täuschen, entsetzte sie die Minister ihres Amtes-
und befahl ihnen, sich wegen jenes Vergehens zu verant¬
worten. Diese, welche die wahre Absicht ihrer Königin bei
dieser Scheinanklage nicht verkannten, gestanden in aller De¬
muth ihre Schuld und unterwarfen sich ihrem Ansprüche.
Einer nach dem Andern trat wieder in Amt uud Gunst, aus¬
genommen Davison, ihr Sekretär, weil er das Urtheil aus
seinen Händen gegeben. Sie grollte ihm aber, weil er sich
seinen Kollegen zu Maria's Verfolgung nicht hatte beigesellen ^
wollen. Er mußte eine große Geldsumme erlegen litib seine
übrige Lebenszeit im Kerker schmachten.
25. Elisabeths fernere Regierung.
Als Elisabeth durch eine solche Gränelthat sich ihrer Geg-
nerin entledigt hatte, wandte sie wieder ihre gauze Sorgsalt
auf die Regierung ihres Staates, uud der glänzendste Erfolg
krönte alle ihre Unternehmungen. Sie belebte den Handel und
das Seewesen und ist als die Schöpferin der großen Seemacht
Englands zu betrachten. Alle, welche wegen ihrer Religion^