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wollet ist der Himmel. Still ist die, ganze Natur; — bald
redet der Herr.
Schneller treiben die Wolken. Dunkeler und dunkeler wird
der Himmel. Schwarz ist das Gewölk. Wirbelnd erhebt sich
der Wind, und hoch empor fliegt der Staub. Besorgt eilt der
Wanderer unter Dach, und leer wird die Strasse. Tief neigen
sich die Bäume. Immer heftiger wird der Sturm. Leicht ent¬
wurzelt er die dicksten Stämme und zerknickt die stärksten
Äste. In der Ferne leuchtet der Himmel, und dumpf rollt
der Donner. Immer näher kommt das Gewitter. Sparsam
fallen nun Tropfen, ln Flammen steht der Himmel. Zackige
Blitze zischen durch die Luft. In Strömen braust der Regen
herab. Nahe ist der Wagen Gottes auf den Wolken.
Schneller und schneller folgt der Donner dem Blitze. Immer
rascher wechselt Helle und Finsterniss. Krachend fährt der
Blitz in die Nähe. Blitz auf Blitz. Schlag auf Schlag. Die
Erde bebt. Zerschmettert liegt die Eiche. Laut rufen die
Himmel: „Mächtig ist Gott!“
Nun rauschet der Regen; nun fluthen die Bäche. Ferner
und ferner zieht sich das Leuchten des Blitzes. Dumpfer und
dumpfer rollt der Donner. Besänftigt sind die Winde. Ab¬
gekühlt ist die Luft. Freier athmen Menschen und Thiere.
Erfrischt sind Gras und Blumen. Heiler ist der Himmel und
lachend die Sonne. Die ganze Natur ist neu. Laut singt der
Himmel und laut singt die Erde: „Gnädig ist Gott!“
13. Räthsel.
Es ist die wunderschönste Brück', darüber noch kein Mensch gegangen; doch
ist daran ein seltsam Stück, daß über ihr die Wasser hangen, und unter ihr die
Leute geh'n ganz trocken und sich froh anseh'n, die Schiffe segelnd durch sie zieh'n,
die Vögel sie durchfliegen kühn; doch stehet sic im Sturme fest, nicht Zoll noch
Wcggcld zahlen läßt.
14. Herbst.
Herbsteszeit, reiche Zeit! Gott hat Segen ausgestreut, daß sich
alle Bäume neigen von den fruchtbclad'nen Zweigen; schaut nun her
mit Vaterblickcn, wie sich alle dran erquicken. Menschen, nehmt die
Gaben gern, aber ehret auch den Herrn!
13. Der reiche Herbst.
Der Frühling hat es angefangen, der Sommer hat's vollbracht. Seht,
wie mit seinen rothen Wangen so mancher Apfel lackt! Es kommt der Herbst
mit reicher Gabe, er theilt sie fröhlich aus, und geht dann, wie a-m Bettelstäbe
ein armer Mann nach Haus. Voll sind die Speicher nun und Laden, daß
nichts mehr uns gebricht. Wir wollen ihn zu Gaste laden, er aber will es
nicht. Er will uns ohne Dank erfreuen, kommt immer wieder her. Laßt uns
das Gute drum erneuen, dann sind wir gut wie er.
16. Knabe und Zugvögel.
Knabe: Ihr Vöglcin alle, wohin, wohin?
Vögel: Nach wärmer'm Lande steht unser Sinn.