Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

— 175 — 
tnit all ihren Nebenreichen; denn mit dem kinderlosen Könige 
von Spanien, Karl II., dessen naher Tod vorauszusehen war, 
ging die dort herrschende Linie Habsburg, welche Philipp, 
Karl's V. Sohn, gegründet hatte, zu Ende. Hierzu waren 
aber große Vorkehrungen nöthig; darum zeigte er sich zum 
Frieden geneigt. Er kam zu Ny sw ick (Reiß weg! sagte 
das über die Duldung des Raubes erbitterte Volk), auf einem 
Schlöffe bei Haag, im Jahre 1697 zu Stande. Ans die ge¬ 
wöhnliche listige Weise unterhandelte er mit jeder der kriegfüh¬ 
renden Mächte besonders, zeigte sich aber dieses Mal gegen alle 
seine Gegner unerwartet großmüthig. Obgleich Sieger, gab 
er doch alle neu eroberten Orte, außer Straßburg, wieder her¬ 
aus und trat überdies; Breisach, Freiburg, Kehl und Philipps¬ 
burg nebst allen kleineren diesseit des Nheins von Frankreich 
angelegten Festungen ab, gab anch an Spanien die meisten 
weggenommenen Plätze zurück und erkannte Wilhelm III. als 
König von England an. Die Herzogin von Orleans ließ sich 
für ihre Erbschaftsansprüche mit Geld abfinden. Dagegen be¬ 
stand Ludwig auf Erhaltung der von ihm in den meisten 
Ortschaften der Pfalz eingeführten katholischen Religion, wie 
sehr auch die Protestanten hiergegen eiferten und sich auf den 
westfälischen Friedenschluß beriefen, beffen Gewährleistung er 
doch selbst übernommen habe. 
Bald zeigte es sich auch, warum Ludwig beim Nyswicker 
Frieden, zum Erstaunen Aller, so großmüthig gewesen war. Er 
hatte nur Vorkehrungen treffen wollen, um bei der Erledigung 
^s spanischen Thrones seine vermeintlichen Ansprüche auf den¬ 
selben kräftig verfechten zn können. Schon im dritten Jahre 
n«ch bcm Ryswicker Frieben, im Jahre 1700, kam es hierüber 
8U einem höchst blutigen Kliege, der bis zum Jahre 1714 fort- 
jpüthete. Dieser Krieg wird ber spanische Erbfolgekrieg genannt, 
nähere Geschichte befselben soll nuten erzählt werden, nach» 
wir zuvor eine merkwürdige Begebenheit angeführt haben, 
*e sich unter der Negierung des Kaisers Leopold ereignete.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.