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ries wieder das Uebergewicht. Die damals regierende Königin
Anna fürchtete den mächtigen Marlbvrough und fand kein bes¬
seres Mittel, ihm seinen Einfluß zu nehmen, als den Frieden
mit Frankreich; denn dieser machte ihr denselben entbehrlich.
Auch mit der Herzogin Marlborough, die sich nicht in alle
Launen ihrer Königin fügen wollte, zerfiel sie bald und ent¬
fernte sie vom Hofe. Allmälig wurden alle Anhänger des Her¬
zoges aus ihren Aemtern und Würden entsetzt, und diese den
Tories, seinen größten Gegnern, gegeben, die nun unablässig
auf Frieden drangen, um den Herzog ganz entbehren zu kön¬
nen. Seitdem wurden geheime Unterhandlungen zwischen Eng¬
land und Frankreich eingeleitet.
Friede zu Utrecht (1713), Nastadt und Baden
(1714). — Im Anfange des Jahres 1712 kamen die Ge¬
sandten zur allgemeinen Friedensstiftung in Utrecht zusammen.
Zwar währte der Krieg noch fort, doch wurde auch fleißig un¬
terhandelt, bis endlich im April 1713 zu Utrecht der Friede
zwischen Frankreich und den übrigen Mächten, mit Ausschluß
jedoch des Kaisers und des Reiches, zu Stande kam. Philipp V.
erhielt in demselben Spanien nebst Indien, jedoch mit der aus¬
drücklichen Bestimmung, daß die Kronen Frankreichs und Spa¬
niens nie vereinigt würden. England behielt das eroberte
Gibraltar nebst der Insel Minorka, und Nenschottland in Ame¬
rika. Der Herzog von Savvyeu bekam Sicilien als Kö¬
nigreich, welches er sieben Jahre später gegen Sardinien ver¬
tauschte; Preußen gewann Obergeldern und die allgemeine
Anerkennung seiner neuen Königswürde. Die Holländer erhiel¬
ten eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze.
Das Uebrüje der Monarchie, nämlich die spanischen Niederlande,
Neapel, Mailand und Sardinien, außerdem vier früher spanische
Seehäfen iu Toscana sollte Kaiser Karl VI. erhalten. Die¬
ser war aber damit nicht zufrieden und setzte den Krieg jeht
allein fort, jedoch mit so ungünstigem Erfolge, daß auch er H
bald zum Frieden verstand. Er wurde geschlossen zu Na stadt,