fullscreen: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Wiese war mit fröhlichen Menschen bedeckt, die hier Blumen pflückten, 
dort spazieren gingen, oder mit frohem Gesänge den Frühling be¬ 
grüßten. Unter ihnen ging eine junge Dame, durch Geburt und 
Schönheit ausgezeichnet, von ihren Eltern und Verwandten begleitet, 
auch nach der Kirche. Ein Franzose mit Namen Drouet trat zu 
ihr heran und beleidigte sie höhnisch, so daß sie ohnmächtig ihrem 
Vater in die Arme sank. Sogleich erhob sich ringsumher das Ge¬ 
schrei: „Nieder mit den Franzosen!" Rasch sah man hundert Dolche 
blinken. Drouet wurde zuerst niedergestochen, nach ihm alle Fran¬ 
zosen, die gegenwärtig waren, gerade als eben die Glocke zur Vesper 
läutete. Dann strömten alle nach der Stadt zurück. Auch hier hieß 
es. „Nieder mit den Franzosen!" und das Morden sing oon neuem 
an, bis auch nicht einer mehr am Leben war. Schnell durch¬ 
flog die Nachricht von dem Geschehenen die ganze Insel. Auch in 
den andern Städten fielen die Franzosen unter den Dolchen der auf¬ 
gebrachten Einwohner, und um die Fremden leicht von den Eingeborenen 
zu unterscheiden, ließ man jeden das Wort Ciceri (Erbsen) aussprechen 
d(ts kein Franzose wie die Italiener aussprechen kann. Nur ein 
einziger Franzose blieb am Leben, weil er sich immer besonders 
gütig und gerecht gezeigt hatte. 
21. Dir letzten Krruxzüge. Folgen derselben. 
Noch während der Regiernngszeit Friedrichs II. (1244) wurde 
bas Königreich Jerusalem, das der Sultan von Damaskus an diesen 
abgetreten hatte, vou dem Sultan von Ägypten eingenommen. Die 
Weherufe, die der Papst uud die Geistlichkeit hierüber ausstießeu, 
fanden diesmal wenig Beachtung; denn der Kampf zwischen Kaiser 
und Papst, der damals besonders heftig tobte, beschäftigte zu sehr 
die Gemüter. Endlich schickte sich im Jahre 1248 der französische 
König Ludwig IX. (der Heilige) an, einen neuen Kreuzzug zu 
unternehmen. Aber statt nach Palästina zu gehen, hielt er es für 
besser, den Sultan in seinem eigenen Lande anzugreifen; und so 
segelte er nach Ägypten. Zwar verrichteten der König und seine 
Begleiter hier Taten, die ans Wunderbare grenzen; aber die Feinde 
waren zahlreich, und die Seuchen rieben zu viele Franzosen auf. 
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