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hindern, daß Luther und Zwingli aus den einfachen Worten
Christi beim letzten Abendmahle: „Das ist mein Leib!"
eine ganz verschiedene Ansicht vom heiligen Abendmahle sich
bildeten. Luther behauptete die wirkliche Gegenwart Christi im
Brode; Zwingli dagegen leugnete diese und wollte das Brod
nur als bildliches Zeichen zur Erinnerung an den Tod Christi
gelten lassen. Hierüber erhob sich ein wüthender Streit zwi¬
schen den beiden Reformatoren unb ihren Anhängern, und
beide Parteien trennten sich völlig.
Calvin. — Den von Zwingli angebahnten Weg verfolgte
Johann Calvin. Dieser war 1509 zu Noyon in Frankreich
geboren. Seine Jugendzeit verlebte er in seinem Vaterlaude,
wo er abwechselnd der Theologie und der Rechtswissenschaft
oblag. Mancherlei Verbindungen, die er dort mit den Freunden
der deutschen Reformation anknüpfte, entschieden seine Geistes¬
richtung. Sobald er aber mit dieser hervortrat, mußte er das
Land verlassen. Er begab sich nach der Schweiz und machte
zuletzt Gens zum Mittelpunkte seiner Bestrebungen. Als Pre¬
diger und Lehrer der Theologie gründete er hier ein neues Sehr*
system, welches in mehreren Punkten von der Lehre Luther's so¬
wohl als auch Zwiugli's abwich. Je höher sein Ansehen stieg,
desto größer wurde auch seine Unduldsamkeit gegen Alle, die sich
nicht zu seiner Lehre bekennen wollten. Er starb 1564. Von
Genf aus verbreitete sich seine Lehre in das benachbarte Frank¬
reich, weiter in die Niederlande, nach Schottland und in mehre
deutsche Länder. Calvin's Anhänger nannten sich ebenfalls Re-
formirte, erhielten aber in Frankreich den Namen Hugenot¬
ten, in Schottland Presbyterianer oder Puritaner.
4. Luther aus beut Reichstage zu Wormö (1521).
Unterdessen war Karl V. an die Stelle seines verstorbenen
Großvaters Maximilian zum deutschen Kaiser erwählt. Seine
Erhebung hatte er vorzüglich dem Kurfürsten von Sachsen,
Friedrich dem Weisen, zu verdanken, der selbst bie ihm ange-
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