Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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hindern, daß Luther und Zwingli aus den einfachen Worten 
Christi beim letzten Abendmahle: „Das ist mein Leib!" 
eine ganz verschiedene Ansicht vom heiligen Abendmahle sich 
bildeten. Luther behauptete die wirkliche Gegenwart Christi im 
Brode; Zwingli dagegen leugnete diese und wollte das Brod 
nur als bildliches Zeichen zur Erinnerung an den Tod Christi 
gelten lassen. Hierüber erhob sich ein wüthender Streit zwi¬ 
schen den beiden Reformatoren unb ihren Anhängern, und 
beide Parteien trennten sich völlig. 
Calvin. — Den von Zwingli angebahnten Weg verfolgte 
Johann Calvin. Dieser war 1509 zu Noyon in Frankreich 
geboren. Seine Jugendzeit verlebte er in seinem Vaterlaude, 
wo er abwechselnd der Theologie und der Rechtswissenschaft 
oblag. Mancherlei Verbindungen, die er dort mit den Freunden 
der deutschen Reformation anknüpfte, entschieden seine Geistes¬ 
richtung. Sobald er aber mit dieser hervortrat, mußte er das 
Land verlassen. Er begab sich nach der Schweiz und machte 
zuletzt Gens zum Mittelpunkte seiner Bestrebungen. Als Pre¬ 
diger und Lehrer der Theologie gründete er hier ein neues Sehr* 
system, welches in mehreren Punkten von der Lehre Luther's so¬ 
wohl als auch Zwiugli's abwich. Je höher sein Ansehen stieg, 
desto größer wurde auch seine Unduldsamkeit gegen Alle, die sich 
nicht zu seiner Lehre bekennen wollten. Er starb 1564. Von 
Genf aus verbreitete sich seine Lehre in das benachbarte Frank¬ 
reich, weiter in die Niederlande, nach Schottland und in mehre 
deutsche Länder. Calvin's Anhänger nannten sich ebenfalls Re- 
formirte, erhielten aber in Frankreich den Namen Hugenot¬ 
ten, in Schottland Presbyterianer oder Puritaner. 
4. Luther aus beut Reichstage zu Wormö (1521). 
Unterdessen war Karl V. an die Stelle seines verstorbenen 
Großvaters Maximilian zum deutschen Kaiser erwählt. Seine 
Erhebung hatte er vorzüglich dem Kurfürsten von Sachsen, 
Friedrich dem Weisen, zu verdanken, der selbst bie ihm ange- 
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