Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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laut geworden, die aber noch immer nicht die ersehnte Berück¬ 
sichtigung gefunden hatten. Daher entstand bei einem großen 
Theile der Bevölkerung eine dumpfe Mißstimmung und Gäh- 
rung, die unter der wachsenden Fluth der Eindrücke von Außen 
inimer größer und bedenklicher wurden. Da kam die Kunde von 
ber Februar-Revolution von Paris nach Deutschland und gab 
auch hier das Signal zu gewaltsamen Ausbrüchen der Unzu¬ 
friedenheit und des stürmischen Verlangens nach Veränderungen. 
Preßfreiheit, Aufhebung aller Standesrechte, Volksbewaffnung 
und Mündlichkeit der Rechtspflege mit Schwurgerichten, vor 
allem aber Antheil des Volkes an der Verfassung des Landes; 
das waren die Hauptforderungen, die fast überall an die Re¬ 
gierungen gestellt wurden. Nebst dem Verlangen nach größeren 
Freiheiten ging die öffentliche Stimme vorzüglich auf eine grö¬ 
ßere Einheit und Kräftigung Deutschlands im Inneren und 
n°ch Außen. Die Regierungen gingen größtenteils auf diese 
Anträge ein; fast überall wurden die Ministerien gewechselt, 
Und die gewünschten Reformen entweder sofort eingeführt, oder 
doch angebahnt. In Bayern legte sogar der König Ludwig 
am 20. Mai 1848 die Krone zu Gunsten seines Sohnes Maxi¬ 
milian nieder. Allein das Volk überstürzte hier und dort 
wilden Freiheitsschwindel nur zu oft die Schranken der Orb» 
"Ung irnb des Rechts, unb es kam, besonders in den größeren 
Städten und vor allen in den Residenzen selbst, zu höchst be- 
Eiagenswerthen Austritten. 
In dieser sorgenvollen Zeit der allgemeinen Aufregung, in 
sicher die öffentliche Sicherheit nicht wenig bedroht wurde, 
^aren bie Blicke Aller, bie es mit bem Vaterlanbe wohl mein» 
*ent vorzüglich nach Frankfurt a. M. gerichtet. Hier tagte seit 
ettt 18. Mai (1848) eine aus ber freien Wahl aller beutfchen 
Molker hervorgegangene Nationalversammlung, um eine 
Erfassung für bas gestimmte beutsche Vaterlanb zu entwerfen, 
«m 29. Juni erwählte biefelbe ben Erzherzog Johann 
°°n Oesterreich, einen ächt volkstümlichen Mann, ber sich 
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