Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

— 422 — 
ten eine größere innere Festigkeit wieder erlangt. Mächtige 
Stürme waren, in Folge der Pariser Februar-Revolution, über 
dieselbe dahingebrauset und hatten sie gewaltig erschüttert. In 
Oesterreich that der Kaiser Ferdinand Alles, um den heran¬ 
nahenden Sturm zu beschwichtigen. Am 13. März wurde der 
Staatskanzler, Fürst Metternich, entlassen, Aufhebung der Cen¬ 
sur und eine freisinnige Verfassung versprochen; allein die Gäh- 
rung dauerte in drohender Weise fort. Plünderungen, Empö¬ 
rungen und rohe Pöbelexcesse kündigten die Auflösung der alten 
Ordnung und den Anfang eines gesetzlosen Zustandes an. Die 
allgemeine Bewaffnung, die nunmehr gestattet wurde, erhöhete 
nur die öffentliche Unsicherheit. Der gutherzige Kaiser, ver¬ 
stimmt über die Vorgänge in seiner Residenz und durch die 
aufregenden Auftritte in seiner Gesundheit geschwächt, verließ 
am 18. Mai das stürmische Wien und begab sich mit seiner 
Familie nach Innsbruck, zu seinen treuen Tirolern. Die bewaff¬ 
neten Bürger, die akademische Legion und die Arbeiter waren 
nun die eigentlichen Herren in der Stadt. Am 12. Juni 1848 
kam es auch in Prag zu einem großen Aufstande. Hier hatte 
ein Congreß der slavischen Völker Oesterreichs sich versammelt, 
und der Haß gegen die Deutschen trat so gewaltthätig hervor, 
daß Waffengewalt gebraucht werden mußte, und erst nach einem 
heftigen, mehre Tage hindurch fortgesetzten Kampfe der Fürst 
Windischgrätz den Aufruhr zu dämpfen vermochte. Auch der 
von dem Ban (Fürsten) I e l l a ch i ch von Kroatien mit Erfolg 
geführte Kampf gegen die unruhigen Magyaren oder Ungarn 
lieferte den Beweis, daß Oesterreichs militärische Macht und 
Größe noch unerschüttert war; ein Beweis, der durch Radetzki's 
Siege in Italien eine neue glänzende Bestätigung erhielt. — 
Die fortdauernden Gährungen und blutigen Exceffe, die in der 
Hauptstadt auf die gräuelvollste Weise verübt wurden, gaben 
Veranlassung, daß der Kaiser, der am 12. August (1848) nach 
Wien zurückgekehrt war, am 7. Oktober den Hof nach Olmütz 
in Mähren verlegte. Das aufrührerische Wien wurde alsdann 
von Windischgrätz und Jellachich nach einem mehrtägigen höchst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.