Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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nehmen und zu deren Vertheidigung helfen; zur Zeit eines 
feindlichen Einfalles nahmen diese die anderen acht mit ihrer 
Habe bei sich auf. Auch der dritte Theil alles Getreides wurde 
in die festen Plätze geschafft und in besonderen Vorrathskam- 
mern für die Zeit der Roth und Gefahr für Alle aufbewahrt. 
Die Vertheidiger der Burgen wurden Bürger genannt, und 
dies war der Ursprung des Vürgerstandes. Im Frieden gingen 
sie ihren Geschäften nach, im Kriege führten sie die Waffen. 
Heinrich wollte aber den Ungarn nicht bloß Festungen, 
sondern auch eine wohlgeübte Kriegesmacht entgegenstellen. Er 
suchte die schwerfällige Kriegesart der Deutschen nmzuschaffen 
und sie an leichtere Bewegung mit Pferd und Waffe zu ge¬ 
wöhnen, um den flüchtigen Ungarn gewachsen zu sein. Nachdem 
er auf diese Weise das Reich gestärkt und auf den Krieg vor- 
bereitet hatte, überzog er die benachbarten Völker, die mehr als 
einmal Deutschland geplündert und. selbst mit den Ungarn ge- 
meinsame Sache gemacht hatten. Die blutigen Kämpfe mit die- 
sen Feinden waren für die Deutschen eine vortreffliche Vor- 
schule des nächsten Ungarn-Krieges. Glück begleitete Heinrich's 
Waffen. Er unterwarf sich die Haveller an der Havel durch 
die Eroberung ihrer Hauptstadt Brennabnrg, des nachmaligen 
Brandenburg, ferner die Daleminzer in Meißen. Dann 
ging er auch auf die über die Eider eingedrungenen Dänen 
los, schlug sie in einer blutigen Schlacht und nahm ihnen das 
Land jenseit der Eider bis zur Slye. 
Unterdessen war die Zeit-des Waffenstillstandes mit den 
Ungarn abgelaufen. Da kamen ihre Gesandten und forderten 
stolz den alten Tribut. Allein sie wurden abgewiesen und zogen 
leer zurück unter furchtbaren Drohungen. 
Schlacht bei Merseburg (933). — Im Frühlinge des 
Jahres 933 brache« die Ungarn in zwei großen Horden räche- 
schnaubend durch Franken in Thüringen ein. Schrecken ging 
vor ihnen her. Wer fliehen konnte, floh. Daö ganze Land wurde 
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