Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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feinem (Sötte bis zum letzten Lebenshauche gedient zu haben. 
Seine Gebeine ruhen zu Fulda. 
Jedoch ging das schön begonnene Werk nicht mit ihm 
unter, fondern lebte fort und trieb immer neue Früchte. Die 
vielen errichteten Kirchen und Klöster und die mit denselben 
verbundenen Lehranstalten waren eben so viele Pflanzschulen zu 
einer neuen Aussaat des Christenthums und verbreiteten Licht 
und Aufklärung rings um sich her. In den Kloster schulen lern- 
ten die Kinder Lesen, Schreiben, Rechnen — die Anfangsgründe 
aller Wissenschaften; — auch Malen und Bildnerei. Es trie¬ 
ben die Mönche Handwerke und verfertigten Alles, was sie be- 
durften, Tische, Stühle, Körbe, Spaten und Netze. Von ihnen 
lernte der Landmann solche Arbeiten, verbesserte dadurch seinen 
Zustand, und seine schlummernden Kräfte wurden geweckt und 
angewandt. Wälder wurden gelichtet, wilde Gewässer abgeleis¬ 
tet, austretende Ströme eingedeicht, unfruchtbare Steppen in 
blühende Felder umgewandelt. Von den erfahrenen und ge- 
fittetemi Fremdlingen erhielt der Landmann für feine Gärten 
südliche Sämereien, Blumen und Bäume, fremde Kornarten, die 
auch unter einem kälteren Himmel gedeihen, und lernte von 
ihnen Kräuter kennen, nahrhaft als Speise und heilsam als 
Arzneimittel. Der rohe, heidnische, int Kriegshandwerke wild 
aufgewachsene Deutsche wurde nach und nach ein gesitteter, 
christlicher Landmann. Dort, wo sonst die blutigen Altäre des 
Wodan standen, erhob sich jetzt das Kreuz Christi, heilige Lieber 
erschallten zu des neuen Gottes Ehre. Von allen Seiten ertön- 
ten feierlich die Glöcklein durch Walb unb Flur unb riefen bie 
Neubekehrten zum gemeinsamen Gottesbienste. Bei ben Kirchen 
unb Klöstern, wohin bas Volk zur Beiwohnung ber heiligen 
Messe zusammenströmte, bitbeten sich Märkte, bie von ber Messe 
selbst den Namen Messen bekamen. Um die Kirchen herum, die 
mit aller damals nur möglichen Pracht, weil sie Gotteshäuser 
waren, aufgeführt wurden, lagerten sich demüthig bie kleinen 
unb niebrigen Hütten ber Menschen und erweiterten sich, Gott
	        
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