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änderte sich durch den erweiterten politischen Verkehr mit an-
deren Völkern Manches, und Sparta sank seitdem mehr und
mehr von der Höhe seiner Macht und seines Ansehens hinab.
47. Messenische Kriege.
An einen dauerhaften Frieden im Lande war jetzt kaum zu
denken, da eine Stadt dastand voll der geübtesten Krieger, die
schon aus Langeweile hätten Krieg führen müssen, indem alle
übrigen Geschäfte durch Sklaven besorgt wurden. Die neu-
gewonnene Kraft der Spartaner zeigte sich zuerst in den beiden
blutigen Kriegen mit dem benachbarten Meisemen, welches frü¬
her zu Lakonien gehört hatte. Messenien war die fruchtbarste
Landschaft des Peloponnes. Inmitten ihrer gesegneten Fluren
hatten die glücklichen Bewohner seither ein stilles, harmloses
Leben geführt, bis ihr Wohlstand die Habsucht und Eroberungs-
tust der benachbarten Spartaner reizte. Seitdem war das Glück
der Messenier dahin. Kein Volk alter Zeiten ist nach so vielen
glorreichen Thaten des Heldenmuthes und der Aufopferung so
lang und so hart vom Schicksale verfolgt worden, als sie. Ein¬
zelne Zwistigkeiten und Händel zwischen den beiden Nachbar-
staaten hatten eine dauernde Spannung erzeugt. Die Messenier
und Spartaner besaßen gemeinschaftlich einen Tempel der Ar-
terms (Diana), welcher an der Grenze beider Königreiche stand.
Hier sollten die Messenier, wie man ihnen Schuld gab, einige
spartanische Jungfrauen gewaltsam überfallen und den sparta¬
nischen König Teleklus, der sie in Schutz genommen, ermordet
haben. Die Messenier aber leugneten die Anschuldigung und
behaupteten, jene angebliche Jungfrauen wären verkleidete Jüng¬
linge gewesen, welche die Absicht gehabt hätten, beim Feste die
vornehmsten Bürger von Messens zu ermorden. Darum sei auch
der Tod des Teleklus eine gerechte Strafe für sein abscheuliches
Vorhaben gewesen. Zu dem hierüber entstandenen Unwillen
kam bald noch eine andere Ursache der Feindseligkeit. Ein
Messenier, Polychares, gab einem Lacedamonier eine Heerde
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