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Per peloponnestsche Krieg von 431 bis 404.
60, Erste Periode bis zum Frieden des Nicias (421).
Wachsende Eifersucht zwischen Athen und Sparta.
Im Gefühle ihres Uebergewichtes wurden die Athener immer
stolzer und herrschsüchtiger. Ihre Bundesgenossen behandelten
sie als unterjochte Völker. Sie drückten dieselben mit willkür¬
lichen Abgaben, die sie zu ihrem eigenen Vortheile gebrauchten.
Wenn die Bundesgenossen sich darüber beklagten, so hieß es:
Athen habe Keinem davon Rechenschaft zu geben, da es die Fort-
setznng des Krieges besorge. So sah Griechenland nun diesen
Staat so mächtig und übermüthig in seiner Mitte sich erheben,
und der Haß gegen denselben ward bald noch größer, als selbst
gegen die Perser. Vor allem aber waren die Spartaner erbittert.
Sie konnten es den Athenern nicht vergessen, daß diese ihnen die
Hegemonie entrissen hatten. Sie stellten sich deshalb an bie Spitze
ber unzufriedenen Staaten und gaben sich für deren Befreier aus.
Bei einer so feindlichen Stimmung ber Gemüther mußte auch
ber kleinste Funke ber Zunder zu einem großen Brande werden.
Ausbruch des Krieges (431). — An der Küste von
Epirus lag Epidärnnus oder Dyrrhachlum, das heutige Du-
razzo, eine Kolonialstadt ber Insel Korcyra (Korfu). — Wie in
ben meisten griechischen Städten, so herrschten auch bort Unruhen
und Parteien; und bie Volkspartei jagte ertblich bie angesehen¬
sten Familien (bie Aristokraten) aus der Stadt. Die Vertrie-
betten aber vereinigten sich mit ben benachbarten Jllyriern und
belagerten Epidärnnus. Auf bas Aeußerste bedrängt, wendeten
sich die Epibamner an ihren Mutterstaat Korcyra unb, als sie
von biesem abgewiesen würben, an Korctjras Muttetstaat, an
Korinth. Dieser war sogleich bereit unb schickte ben bedrängten
Epidamnern Hülfe. Nun war der Krieg zwischen Korinth und
Korcyra unvermeidlich, und beide suchten Bundesgenossen bei
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