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geradezu betaubend; wir suchten deshalb gern wieder unsern
Kahn auf, der uns nach dem linken Ufer trug.
Vom Schlosse Laufen aus stiegen wir dann am steilen
Ufer hinab zu einem Punkte, wo die mãchtige Wassermasse
zwischen dem Ufer und dem nächsten Felsen dicht an den
Augen vorüber so wuchtig in die Tiefe schnellt, daß man
mehr mit Grausen als mit Bewunderungꝗ erfüllt wird.
Wir nahmen den Weg zurück über die Eisenbahn-
brücke, suchten uns vor einem schön gelegenen Gasthofe ein
kühles Plãtzchen und ũüberschauten nochmals den Fall, der in
seiner ganzen Mächtigkeit vor uns lag. Schon nahte der Abend.
Jenseit des Rheines zog sich in langen, schwärzlich-blauen
Streifen die Schweizer Hochebene hin. Den Rahmen des herr-
lichen Bildes aber, das sich unsern Blicken darbot, bildeten
die im Abendrot glühenden Retten der fernen Hochalpen.
89. Als ich das erstemal auf dem
Dampfwagen sab.
Peter Rosegger.
1. Wie mein Pate von der Eisenbahn nichts wissen
wollte.
Als ich schon hübsch zu Fube war, wollte der Pate Jochem
mich einmal mitnehmen nach der Wallfahrtskirche Mariaschut-
am Semmering.
„Meinetwegen,“ sagte mein Vater, „da kann der Bub'
gleich die neue Eisenbahn sehn, die sie über den Semmering
jetzt gebaut haben. Das Loch durch den Berꝗg soll schon
kertig sein.“
„Behüt uns der Herr,“ rief der Pate, „dab wir das Teufels-
zeug anschaunl 's ist alles Blendwerk, 's ist alles nicht wahr.“
„Kann auch sein,“ sagte mein Vater und ging davon.
Ich und der Pate machten uns auf den Weg; wir gingen
über das Stuhleckgebirge, um ja dem Tale nicht in die Nahe
zu kommen, wo nach der Leut Reden der Teufelswagen auf
und ab ging. Als wir aber auf dem hohen Berge standen und