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in einem Bilde zu sprechen, die Wiege der ganzen Menschheit
war. Leider aber sind alle Versuche hierzu fruchtlos geblieben.
Denn die nachher eingetretene Sündfluth hat die Oberfläche der
Erde so verändert, daß die Spur nicht wiederzufinden ist.
2. Allmälige Ausbreitung der Menschen; ihre erste
Lebensweise.
So lange Adam und Eva mit ihren ersten Kindern noch
allein lebten, fanden sie wohl rund um sich her, was zur
Befriedigung der nächsten Bedürfnisse des Lebens erforderlich
ist, Nahrung, Kleiduna und Wohnung. Der gütige Gott
ernährte und erhielt sie, wie er die Vögel und andere Geschöpfe
um sie her ernährte und erhielt. In der anmuthigeu Gegend
Auens, in welcher sie lebten, herrscht fast ein immerwährender
Frühling. Die schönsten und wohlschmeckendsten Früchte wachsen
dort wild und kommen sogar mehrmal im Jahre zur vollendetsten
Reife. Diese brauchten sie also nur zu pflücken. Und weil die
Luft bort stets heiter und mild ist, so reichte auch die leichteste
Bedeckung hin. Die ersten Menschen gingen vor ihrem Sünben-
falle noch nackt; erst nach demselben bedeckten sie sich aus Scham
mit großen Feigenblättern. Später konnten auch Thierfelle zur
Kleidung dienen. Gegen übermäßige Hitze der Sonne fanden
üe Schutz unter dem kühlenden Schatten der Bäume; die grüne
Flur unter dem freien Gewölbe des Himmels bot ein erquicken¬
des Lager dar. Die wilden Thiere, die ohnehin eine natürliche
Scheu vor den Menschen haben, bändigte ihr kräftiger Arm,
und wenn dieser nicht zureichte, half ein tüchtiger Baumstamm,
welchen man sich abriß, und mit welchem man kühn auf sie
losging. So finden wir als die älteste Waffe die Keule. Mit
dieser tödtete auch Kam seinen Bruder. Selbst Steine, die man
schon aus der Ferne schleudern konnte, dienten zur Vertheidi-
gung. Noch in späteren Zeiten gebrauchte man diese. Der junge
David tödtete hiermit den Niesen Goliath. Unsere Vorfahren,
die alten Deutschen, hatten sogar Streitäxte von Stejn.
Weittr's Weltgesch. t 30. Aufl. 9
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