■
T ■ _ „ _
geschwungen, sie dort an der Sonne angezündet und so das
himmlische Feuer auf die Erde gebracht. Diese Sage beweiset,
daß die Kenntniß des Feuers, dessen Erfinder unbekannt war,
ins tiefste Alterthum zurückgeht. — Wie sehr die alten Völker
den Nutzen des Feuers zu schätzen wußten, geht auch aus der
Verehrung hervor, die sie demselben erwiesen. Zu Rom mußte
in allen Zeiten ein besonderer Orden Priesterinnen, Vesta-
linnen genannt, in einem Tempel Tag und Nacht ein unun-
terbrochenes Feuer unterhalten. Die Perser und andere Völker
! verehren es geradezu als die wohlthätigste Gottheit und ordne-
ten für den Dienst derselben besondere Priester an, die man
: Feuerpriester nannte.
Zunächst brauchten es wohl die Meisten zu der Znberei-
| >ung ihrer Speisen. Jetzt konnten sie sich aus dem Mehle einen
Kuchen backen. Die Israeliten backten ihn unter glühender
Asche. Sonderbar ist die Art und Weise, wie neuenldeckte
| Völker sich des Feuers bedienten. Die Einwohner der Insel
| Otaheiti, einer der Societäts-Jnseln, die zu Australien gehören,
gruben ein Loch in die Erde, in welchem Steine durch Feuer
glühend gemacht wurden. War die gehörige Hitze da, so wurde
das Feuer herausgenommen, der Braten hineingelegt und fest
zugedeckt, so daß das Fleisch bald mürbe und eßbar wurde.
Statt der Brühe diente ein wenig salziges Meerwasser. In
Indien fand man ein Gesäß von Birkenrinde, welches ftatt
eines Kussels diente. Hierin wurde vermittelst hineingeworfener
glühender Steine das Wasser und dadurch das Fleisch gekocht.
Der berühmte portugiesische Seefahrer Magelh^eus, der im
sechzehnten Jahrhundert lebte, soll auf einer der Marianen«
Inseln, die östlich von China liegen, ein Volk angetroffen haben,
das noch gar keinen Begriff vom Feuer hatte. Als er mit seinen
öchiffsgeföhrten ein Feuer anmachte, staunten sie wie über ein
Wunder. Sie meinten, es sei ein wildes Thier, welches Holz
fresse. Nur mit Angst traten sie etwas näher und stierten mit
großen Augen das Wunderthier an. Plötzlich ergriff die Flamme
I