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fitzen. Hütte reihete sich an Hütte, 'aus diesen entstanden bald
Döner. Auch diese vergrößerten sich immer mehr und wurden
zu Städten. Wie leicht möglich war es aber, daß unter der
großen Menge der zusammenlebenden Menschen, deren Besitzun-
gen so nahe aneinander grenzten, Zank und Streit entstand!
Denn nicht alle Menschen lieben und thun, was recht und bil-
lig ift, wenngleich der Schöpfer das Gefühl für Recht und Bil¬
ligkeit in das Herz eines jeden gepflanzt hat. Für den Fort-
bestand der ©efeBi'chaft war es deshalb durchaus nöthig, daß
Rechte, Eigenthum und persönliche Sicherheit geschützt, daß
Pflichten vorgeschrieben und überwacht wurden. Es mußte
i eine Gewalt vorhanden sein, welche die Ordnung handhabte.
: Der Staat ist es, welcher diese von Gott geheißene Ordnung
zu erhalten bestimmt ist.
Der Ursprung des Staates ist in der Familie zu
I suchen, und die Familie selbst kann man wohl einen Staat im
Kleinen nennen. Der Vater ist das Oberhaupt, der König des
Hauses, der Familie. Durch Sitte, durch Ansehen, durch Liebe
leitet und regiert er das Ganze. Bein väterliches Ansehen er¬
streckt sich auch über die neugegründeten Familien seiner Kin-
der, die sich neben dem Vaterhause angesiedelt haben. Wächst
die Familie zum Stamm, heran, so ift der Stammälteste das
Oberhaupt. Er kennt und bewahrt die Ueberlieferungen der
Väter; an ihn wendet man sich in Streitigkeiten. Er ist Rich¬
ter, er ist Gesetzgeber, er bringt die Opfer dar, er ist auch
Anführer im Kampfe gegen andere feindliche Stämme. Wenn
auch bei der bedeutenden Vermehrung der Familien das Bewußt-
sein des verwandtschaftlichen Zusammenhanges sich immer mehr
verlieren mußte, fo erhielt doch das Bedürfniß des Schutzes,
welchen die Vereinigung gewährte, die Regierung, auf welcher
ihre Dauer und Stärke beruhete. Was der Vater für feine
Familie war, das blieb der Häuptling für viele. Er ward des-
Haid auch von Allen als Vater geehrt unb geliebt unb oft
nicht anders als mit biesem schönen Namen benannt. So heißt
Welrer'S Weltgcsch. I. 30. Aufl. q