Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

— 278 — 
Mörser und legte hierüber einen Stein. Zufällig entzündete ein Funke 
diese Masse, und augenblicklich flog der Stein mit einem fürchterlichen 
Knalle gegen die Decke. Erschrocken stand der Scheidekünstler da unt> 
staunte über das wunderbare Ereignis. Er wiederholte seine Versuche, 
und immer zeigte sich derselbe Erfolg. Jetzt machte er seine Erfindung, 
weiter bekannt und zeigte, welchen Nutzen man aus derselben im Kriege 
zur Zerstörung der Stadtmauern und anderer Festungswerke ziehen 
könne. Es wurden deshalb mörserähnliche Röhren gemacht, die daher 
auch den Namen Mörser behielten. In die Mündung derselben wurde 
jene Mischung, und davor Steine geschoben, und hinten in den geschlos- 
senen Boden des Mörses ein kleines Loch (Zündloch) gebohrt,, um da* 
Pulver anzuzünden. Di^ Stadt Lübeck bauete 1360 die erste Pulver¬ 
mühle. — Allmählich Mrden die Mörser zu Kanonen erweitert. 
Diese Kanonen, Donnerbüchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, 
später eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren anfangs von außer- 
ordentlicher Größe, wie z. B. ein Geschütz, welches dem Kurfürsten Frie¬ 
drich I. von Brandenburg gehörte, und das man „die faule Grete'" 
nannte, weil es feiner Schwere wegen nur sehr langsam voranbewegt 
werden konnte. Im Jahre 1378 wurden zu Augsburg drei Kanonen 
gegossen, von denen die größte Kugeln von 127, die mittlere 70, die 
kleinste von 50 Pfund tausend Schritt weit schoß. Allmählich aber fand 
man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die größte An- 
strengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie des¬ 
halb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde und 
nicht bloß zu Belagerungen und Verteidigungen fester Plätze bedienen 
konnte. Später goß man sogar Kanonen von so dünnen Röhren, daß 
der einzelne Mann sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. 
Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Büchsen oder Musketen 
nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zündloche mit 
Hilter Lunte angezündet. Das älteste Zeugnis über den Gebrauch dieser 
Handbüchsen ist vom Jahre 1387, in welchem die Stadt Augsburg 
ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn dort und in 
Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, 
und von diesen Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfin- 
dung aus. Namentlich erfand man zu Nürnberg*) Flintenschlösser mit 
♦) In dem gewerbthätigen Nürnberg mar schon im Jahre 1400 die Wind- 
wüchse von Hans Lob sing er, und von einem anderen Nürnberger, Rudolf, 
s Drahtziehen erfunden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.