Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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über Bord werfen. Magelhaens versuchte erst den Weg der Güte, als 
aber dieser nichts half, gebrauchte er Strenge. Er ließ einige der An- 
ftifter der Meuterei zum Tode verurteilen, andere auf eine wüste Insel 
aussetzen. Durch solche Strenge ward die Ruhe wieder hergestellt. Nicht 
lange nachher, gegen Ende Oktober 1520, fand Magelhaens endlich unter 
dem drei und fünfzigsten Grade einen Durchgang, die Meerenge zwischen 
dem festen Lande von Südamerika und dem Feuerlande. Noch heute 
heißt diese Straße nach ihm die „Magelhäensstraße". Eben jetzt, wo 
man schon am Ziele zu sein glaubte, trat Mangel an Lebensmitteln und 
mit demselben neue Besorgnis ein. Eins seiner Schiffe verließ ihn sogar 
und steuerte heimlich nach Europa zurück. Mit den übrigen fuhr er hin¬ 
durch und kam in die große, von Europäern jetzt zum ersten Male be- 
suchte Südsee (27. November). Sie war wegen des gerade anhaltend 
milden und schönen Wetters so ruhig, daß die Schiffsgesellschaft dem 
Meere den Namen des „stillen Oceans" beilegte. Schon über drei 
Monate waren sie gesegelt, ohne anderes Land, als zwei wüste Inseln zu 
finden, und die Not erreichte die furchtbarste Höhe. Das wenige Wasser, 
welches sie noch hatten, war gelb und verdorben; auch der Zwieback ging 
zu Ende. Nach langen Tagen großer Angst und Not kamen sie endlich 
an Inseln. Die Bewohner derselben brachten ihnen Lebensmittel und 
tauschten dafür europäische Waren ein. Er fand bei ihnen eine große 
Neigung zum Stehlen; barum gab er ihren Inseln ben Namen Labro¬ 
nen ober Diebesinseln. 
Hierauf entbeckte Mctgelhäens bte Philippinen. Auf einer biefer 
Inseln, Namens Zebu, erlangte er bie Bekehrung bes Königes zum 
Christeuwme. Zugleich zog er als Verbünbeter mit seinem neuen christ- 
lichen Freunbe gegen ben König ber benachbarten Insel Mactan zu Felbe. 
Anfangs wichen bte Feinbe, erschrocken über bie Feuergewehre ber Spa¬ 
nier, zurück. Als biefe aber enblich aus Mangel an Pulver bas Schießen 
einstellen mußten, griffen bie Insulaner herzhaft an, unb Magelhäens 
mit einer bebeutenben Zahl seiner Mannschaft verlor bas Leben. Hierauf 
würbe sofort bie Abfahrt beschlossen. Eins ber Schiffe würbe verbrannt, 
weil bie noch übrige Mannschaft für bret Schiffe zu gering war. Über 
bie beiben anberen übernahm JeLA be Carvallo ben Oberbefehl 
unb lanbete mit ihnen auf ber moluckischen Insel Ttbor, wo er zu 
seinem nicht geringen Erstaunen schon Portugiesen fanb, bie über bas 
Kap unb Ostindien bahnt gekommen waren. Hier mußte auch bas zweite
	        
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