- 198 —
für die Religion hatte, ging auch auf ihre Lehrer und Prediger^
die Geistlichen, über. Ihr Ansehen war um so größer, da sie
lange Zeit säst im alleinigen Besitze gelehrter Kenntnisse waren.
Zu dieser höheren Bildung gab ihr Stand selbst Antrieb und Ge-
legenheit. Wegen ihres hohen Ansehens beim Volke und wegen
ihrer Einsicht bekamen sie allmählich großen Einfluß auf die Re¬
gierung der Staaten. Die Fürsten bewarben sich vorzüglich um
ihre Freundschaft, um mit ihrer Hülfe die widerspenstigen Völ-
ker besser im Zaume halten zu können; sie gaben ihnen große
Borrechte und weitläufige Besitzungen, so daß die Bischöfe in
mehren Staaten, besonders aber in Deutschland, auch Landes-
Herren wurden.
Besonders im Zeitalter der Kreuzzüge stieg das Ansehen der
Kirche und des Papsttnmes ganz außerordentlich. Dieses erscheint
sehr erklärlich, wenn wir bedenken, daß diese ganze große Bewe-
gung durch die Päpste ins Leben gerufen, durch sie geleitet unb
gelenkt wurde. Dazu kam die mächtige Persönlichkeit einzelner
Päpste, wodurch das Ansehen des h. Stuhles sehr vermehrt wurde.
Uber Fürsten, Könige und Kaiser dehnten einige derselben auch ihre
weltliche Macht aus. Den hervorragenden Papst Gregor VII.
haben wir schon früher kennen gelernt, noch einflußreicher über
Fürsten und Völker war aber Junoceuz III. (1198—1216),
den man Wohl den Fürsten der Fürsten genannt hat. Aber diese
große^ weltliche Macht der Päpste blieb nicht unangefochten; in
Deutschland kam es zur Zeit der fränkischen und hohenstaufischen
Kaiser zu schweren Kämpfen zwischen Staat nnd Kirche, später
entbrannten ähnliche MißHelligkeiten in Frankreich.
Me «$fÖ|Ier. Auch die Klöster, von deren Ursprung
wtr Seite 122 sprachen, hatten sich sehr ausgebildet und erwei-
tert. x5M Jahre 529 beutete der fromme und gelehrte Abt, Be¬
nedikt ^onRnrjta, ein Kloster auf der Höhe von Monte
•°la c-tm ,^n*9rei^e ^apel; und die Lebensregel, die er zu-
ua )st für fem Kloster entwarf, wurde wegen ihrer Vortrefflichkeit
fast von allen Klöstern des Abendlandes als Richtschnur augeuom-
men. x ls aber im Verlaufe der Zeit die alte Zucht und Ordnnna
mehr und mehr verfiel, erhoben sich endlich im elften und zwölften