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wurde. Die Geschichte dieser Patriarchenfamilie ist aus der Bibel
hinlänglich bekannt. Sie wanderten mit ihren Herden in den
Thälern des Flusses Jordan umher, bis Jakob aus Einladung
seines Sohnes Joseph, der früher von seinen Brüdern verkaust,
aber nachher wunderbar erhöhet war, um das Jahr 1900 mit
feiner ganzen Familie nach Ägypten zog. Hier wurde ihm das
zur Viehzucht geeignete Land Gessen oder Gosen angewiesen.
2. Die Israeliten unter Woses und unter den
Mchtern (um 1500—1095). —In dem Lande Ägypten, von
dessen Merkwürdigkeiten später die Rede sein wird, lebten jetzt
die Kinder Israels. Aber der König, welcher den Joseph so er-
hoben hatte, war bereits gestorben, die folgenden Könige wollten
nichts von Joseph wissen. Sie fürchteten die Menge fremden
Volkes im Lande und verfolgten und drückten dasselbe; bis Moses,
der von Gott aus eine wunderbare Weise gerettet und zum Be-
freier seines Volkes ausersehen war, es aus der ägyptischen
Knechtschaft befreite. Dieses geschah um das Jahr 1500 v. Chr.
nach einem vierhundertjährigen Aufenthalte in Ägypten. Sie
gogen unter göttlichem Schutze durch das rote Meer und auf Um-
wegen durch die Wüsten Arabiens in das gelobte Land. Auf diesem
vierzigjährigen Zuge suchte Moses die so tief gesunkenen, rohen
Israeliten zu veredeln und zu einem wahrhaften Volke Gottes
heranzubilden. Vorzüglich geschah dieses durch die zehn Gebote
Gottes, welche ihnen von dem Berge Sinai herab unter Blitz und
Donner verkündet wurden, und durch viele weise Verordnungen,
welche Gott durch Moses zur Begründung der^ Wohlfahrt und
zur Erhaltung der Macht feines auserwählten Volkes gab. Als
endlich das von Gott verheißene Land unter Jofue (Josua)
erreicht und erobert war, teilten es die zwölf Stämme unter sich.
Ackerbau war die Grundlage ihres Gemeinwesens. Nur der
Stamm Levi, welcher das Priester- und Lehramt verwaltete und
unter die übrigen Stämme verteilt war, blieb ohne ein zusammen¬
hangendes Gebiet und lebte vom Zehnten des Ertrages Der Lände-
reien. Jeder Stamm bildete unter einem Patriarchen oder
Stammoberhanpte eine besondere Gemeinde und war von den
übrigen unabhängig. Nur durch die gemeinschaftliche Verehrung