Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Bd. 1)

lg I. Die Zeit der Wanderungen. 
5. Die Langobarden in Italien. Nur 13 Jahre währte aber 
die neu errungene Herrschaft des byzantinischen Kaisers über das 
italische Land, und bald mußten die Bewohner der Apenninenhalbinsel 
statt der im ganzen milden Herrschaft der Ostgoten die härtere eines 
viel roheren Volksstammes ertragen, der Langobarden. 
Diese hatten bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. an den Ufern 
der untern Elbe gewohnt, waren dann aber südwärts nach Pannonien 
gezogen. Unter ihrem Könige Alboin drangen sie nun 568 über 
die Alpen in Italien ein und machten es sich fast völlig untertänig. 
Nur die beiden Südspitzen der Halbinsel, sowie das Gebiet von Rom 
und ein beträchtlicher Landstrich am adriatischen Meere (das „Exarchat" 
Ravenna) blieben in dem Besitze der oströmischen Kaiser. Die Haupt- 
stadt dieses neuen italischen Reiches wurde Pavia, und die Herrschaft 
über dasselbe wurde durch eine große Anzahl von Herzögen ausgeübt, 
die in verschiedenen Städten des Landes saßen und hier teilweise mit 
fast unumschränkter Gewalt herrschten. 
c. Die Ergebnisse der Völkerwanderung. 
1. Die Verteilung der Länder und Völker. Im Laufe der 
Völkerwanderung war eine ungeheure territoriale Verschiebung der 
deutschen Stämme eingetreten. Sie hatten ihre Wohnsitze in Ost- 
europa aufgegeben und Westeuropa bis an die Gestade des Ozeans 
eingenommen. In die leergewordenen Sitze aber waren Slawen ge- 
drungen und hatten sie besetzt. Die Enns, der Böhmer Wald, die 
Saale und von deren Mündung an die Elbe bildeten die Grenze, die 
beide Völkerrassen schied, nur daß nördlich der Elbe Deutsche noch 
bis in die jütische Halbinsel hinein wohnten. (Näheres ergibt die Karte.) 
2. Günstige Wirkungen. Als die Germanen in die römischen 
Gebiete eindrangen, waren sie noch ungebildet und zum größten Teil 
Heiden. Sie nahmen nun die Kultur der unterworfenen Völker an 
und wurden Christen. Dieser Übergang in der Religion hat sich in 
den meisten Fällen überraschend schnell vollzogen, und der Grund 
war der, daß die Gottesverehrung der Germanen zu einem guten Teile 
an die Örtlichkeit geknüpft war. Ihre Götter lebten in gewissen 
Wäldern, auf Bergen; ihr Gottesdienst war an bestimmte, seit alten 
Zeiten geweihte Altäre und Kultstätten geknüpft. Indem die Germanen 
diese verließen, mußte auch ihr Glaube an die Landes- und Volks- 
götter ins Wanken kommen. Außerdem trat auch die römische Kultur 
in einer so imponierenden Größe, das Christentum in so fester Gestalt 
ihnen entgegen, daß sie nicht anders konnten, als sich diesen Ein- 
flüssen beugen. 
Wenn nun auch die Germanen die Sieger waren in den er¬ 
oberten Ländern, so waren sie doch in der Minderheit, und infolge
	        
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