48 Griechische Geschichte. Vierter Zeitraum.
Durch den Kabülpaß drang Alexander in das Fünfströrne-
land (Pendschab) ein. Er überschritt den Indus und bekriegte
Porus den reichen König Porus, der sich ihm mit einem großen Heere
und seinen Elefanten entgegenstellte. Alexander behandelte diesen,
nachdem er ihn besiegt hatte, großmütig und beließ ihm sein
Reich. Als er jedoch in seiner noch immer nicht gestillten
Eroberungslust bis zum H^phasis vorrückte und in die Ganges¬
länder einzudringen sich anschickte, da murrte sein Heer, und er
ward gezwungen, den Weiterzug aufzugeben.
vi. Rück. VI. Wückmarsch. Zwölf turmhohe Altäre wurden als Denk-
marsch ge^en an fcer Stelle, wo man Halt gemacht hatte, errichtet; dann
begann der Rückmarsch. Eine schnell erbaute Flotte fuhr den
Indus hinab, während ein Teil des Heeres das Ufer entlang
zog. Während alsdann Neärch mit der Flotte vom Jndusdelta
nach dem persischen Meerbusen fuhr, zog Alexander zu Lande durch
die Wüsten Beludschistans („Gedrosien") unter furchtbaren Be¬
schwerden. Nach vielen Verlusten langte er 325 in Susa an.
vii. VII. Iieke. Alexanders Ziel war, die abendländischen und
%Ie3itieer5 morgenländischen Völker miteinander zu verschmelzen und sie in
einem einheitlichen Weltreiche zu vereinen. Daher stiftete er Ehen
zwischen Mazedoniern und Morgenländerinnen, wie er denn selbst
außer der Ronane die Tochter des Darius Statlra heimführte,
und stellte in das griechisch-mazedonische Heer viele Morgenländer
ein. Er eröffnete ferner das Morgenland dem Handelsverkehr,
legte Straßen und Häfen an und siedelte die betriebsamen Griechen
in den vielen von ihm angelegten Alexanderstädten an. Von
seinen Großen forderte er Annäherung an die Sitten des Morgen-
landes. Schon nach dem Tode des Darius, als er sich als König
der Perser betrachten durfte, hatte er nach Persersitte für sich fu߬
fällige Verehrung gefordert, wodurch das Freiheitsgefühl seiner
Mazedonier, die seine Absichten nicht verstanden, tief verletzt wurde.
Zugleich steigerte sich bei Alexander die Leidenschaftlichkeit, und
Alexanders es wuchs sein Selbstgefühl mit zunehmender Machtfülle zu Hoch-
schaftlichkeit mut und Überhebung. Einem Widerspruch oder einer Äußerung
des Unmuts gegenüber zeigte er sich nach seinen ersten großen
Erfolgen nicht mehr so großherzig, wie es seiner sonst edlen Denk-
weise entsprach. Schon auf seinem Zuge durch Iran ließ er
Phtlötas angeblich einer von ihm angezettelten Verschwörung
wegen, hinrichten und gab Befehl zur Ermordung von dessen
Vater Parmenio, einem seiner erprobtesten Feldherm. Zu Sa-
markand ließ er sich, durch Widerspruch gereizt, hinreißen, im Zorn