Full text: Für die Quarta von Gymnasien, Realgymnasien und Realschulen ([7])

§ 12. Die römischen Zustände ic. § 13. Die Gracchischen llnruhen. 83 
Bettler gab. Und diese besitzlose Masse wurde durch die Reichen. 
die sie sich für ihre Zwecke erkauften, immer mehr an Müßiggang, 
Bettelei und Bestechlichkeit gewöhnt. 
Die alten Unterschiede von Patriziern und Plebejern waren «mtsabei 
verschwunden, dagegen hatte sich ein Am^sadel gebildet, ein Kveis 
von Familien, deren Mitgliedern von altersher die Staatsämter 
und die Senatorwürde zuzufallen pflegten, und in den nur selten 
«in Neuling (homo novus) eindrang. Die Erlangung der „Staats- 
oder kurulischen Ämter" war nämlich nur einem Begüterten 
möglich. Um vom Hnästor zum Srätor, Konsul und Genfor 
aufzusteigen und damit in den Senat zu gelangen, muhte man 
erst das Amt eines Aditen bekleiden. Zu dessen Obliegenheiten 
gehörte auch die Veranstaltung der großen Spiele, die an Fest¬ 
tagen dem Volke vorgeführt wurden. Für diese gab der Staat 
nur wenig Geld, das meiste mußte der Ädil aus seinen Mitteln 
hinzulegen. Je reicher aber die Ausstattung war, desto höher 
stieg der Geber in der Gunst der Menge. So blieben die Staats- 
ämter auf einen kleinen Kreis der Reichen beschränkt. 
Neben diesem Amtsadel bestand noch eine zweite Klaffe von bittet 
Begüterten, die der Mitter (vergl. die Ritterzenturien des Servius 
Tullius S. 53). Es waren dies die Kapitalisten, in deren Händen 
die Pachtungen und Geldgeschäfte in den Provinzen waren. 
Der Bauernstand, einst die Grundsäule Roms, wen: dem »«uem 
Untergang nahe. Die Reichen kauften nach und nach die kleineren 
Bauerngüter auf und wirtschafteten auf ihren großen Besitzungen 
mit Sklaven, die massenweis auf Märkten feilgeboten wurden. 
viel billiger als die Bauern. Dazu wurde bei dem Einströmen 
fremden Getreides das italienische Korn wertlos und bei der 
massenhaften Beschäftigung unfreier Arbeiter die Arbeit der Frsien. 
Die Folge war Verarmung der Kleinbauern. 
Das schlimmste Los hatten aber die Ilnfreien, und die ©«aoetef 
vielen Sklavenaufstände jener Zeiten lassen einen Blick in tiefes 
menschliches Elend tun. 
§ 13. pte chracchifchen Unruhe«. 
133—121. 133-iai 
I. Den Versuch, die schweren Schäden des Staates zu heilen, i. Hberws 
unternahm zuerst tziöerins Sempronins Hracchns, der ältere ptomu^ 
Sohn des obengenannten Erobrers des westlichen Spaniens, 
(<5. 81) und der hochherzigen Cornelia, der Tochter des älteren 
Scipio Afrikanus, die, stolz auf ihre Söhne, einst äußerte, sie 
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