Full text: Erzählungen aus der Neuzeit (Teil 3)

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ersten Hälfte seiner Regierung schien ihm dies auch zu glücken. Sein Halb- 
bruder Don Juan d' Anstria erfocht einen glänzenden Seesieg bei Lepanto 
über die Türken; Portugal fiel ihm, da der letzte König in einem 
Feldzuge gegen Marokko spurlos verschwunden war und keinen Leibeserben 
hinterließ, als Erbe zu. Als Gemahl der englischen Königin Maria trug 
er den Titel König von England, und er suchte dieses Land dauernd an 
seine Herrschaft zu bringen; er bewarb sich nämlich später auch um die 
Hand der nachfolgenden Königin Elisabeth, aber da ihn diese verschmähte, 
dachte er an eine Eroberung. Selbst Frankreichs wo heftige Bürgerkriege 
wüteten, schien ihm zufallen zu sollen. Und doch gingen diese Hoffnungen 
auf eine Weltherrschaft nicht in Erfüllung; vielmehr brachte er es durch 
seine Gewaltherrschaft und Glaubeusverfolgung dahin, daß eines feiner 
schönsten Länder, die Niederlande, von ihm abfiel. In religiöser Beziehung 
war er nämlich ein abgesagter Feind der Reformation. „Ich wollte lieber 
tausendmal sterben," sagte er einmal, „als diese Ketzerei in meinen Landen 
dulden." Mit rücksichtsloser Grausamkeit verfolgte er die Anhänger der 
Reformation; er ließ deshalb dem von feinem Vater eingesetzten Glanbens- 
gerichte (Inquisition) freie Hand, mochten auch tausende der fleißigsten und 
tüchtigsten Bürger ihm zum Opfer fallen. So erstickte er wohl in Spanien 
die Reformation, aber in den Niederlanden traf er auf einen Widerstand 
von unvermuteter Stärke. 
2. Aufstand der Niederländer. Die Niederlande bestanden damals aus 
17 Landschaften, nämlich 4 Herzogtümern, 7 Grafschaften und 6 Herrlich¬ 
keiten, mit 350 bevölkerten, wohlhabenden und teilweise befestigten Städten, 
6300 größeren Flecken, Dörfern, Meiereien und Bergfchlöfsern in großer 
Zahl. An der Spitze dieses blühenden Gebietes stand damals der General- 
statthalter und neben ihm die Generalstaaten, d. i. Stände oder Abgeordnete 
mit dem Rechte, Steuern und Truppen zu bewilligen. Durch verbriefte 
Privilegien oder herkömmliche Vorrechte waren ihnen unabhängige Gerichte, 
eigene Truppen und Beamte und freie Religionsübung zugesichert. Philipp 
hatte zwar bei seinem Regierungsantritte den Schutz dieser Freiheiten be- 
schworen, aber er strebte doch danach, auch hier, wie in Spanien, nnum- 
schränkter Gebieter zu sein und namentlich die Reformation, die immer mehr 
um sich griff, mit Gewalt zu unterdrücken. Er setzte darum seine Halb- 
; schwester Margareta von Parma als Statthalterin ein und gab ihr 
den klugen, aber ehrgeizigen Bischof von Arras, Granvella, als Ratgeber 
i zur Seite. Vergebens rieten die angesehensten Edelleute, darunter Prinz 
Wilhelm von Oranien, Statthalter von Seeland, Holland und Utrecht, 
Graf E gm out, Statthalter vou Flandern und erster Feldherr der Nieder- 
lande, und Graf Hoorn, der Admiral ihrer Seemacht, der Statthalterin zur 
Mäßigung. Als die Ketzerverfolgungen nicht nachließen, thaten sich etwa 
H olderm ann-Setzcpfa ndt, Geschichtsbilder, III. Z
	        
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