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V. Aus der Sage und Geschichte des deutschen Volkes.
wie der Quell aus verborgenen Tiefen:
so des Sängers Lied aus dem Innern schallt
und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt,
die im Herzen wunderbar schliefen.“
6. Und der Sänger rasch in die Saiten fällt
und beginnt sie mächtig zu schlagen:
„Aufs Weidwerk hinaus ritt ein edler Held,
den flüchtigen Gemsbock zu jagen.
Ihm folgte der Knapp' mit dem Jägergeschoß,
und als er auf seinem stattlichen Roß
in eine Au kommt geritten,
ein Glöcklein hört er erklingen fern;
ein Priester war's mit dem Leib des Herrn;
voran kam der Mesner geschritten.
7. Und der Graf zur Erde sich neiget hin,
das Haupt mit Demut entblößet,
zu verehren mit gläubigem Christensinn,
was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld,
von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt,
das hemmte der Wanderer Tritte.
Und beiseit' legt jener das Sakrament;
von den Füßen zieht er die Schuhe behend,
damit er das Bächlein durchschritte.
8. „Was schaffst du?“ redet der Graf ihn an,
der ihn verwundert betrachtet. —
„Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann,
der nach der Himmelskost schmachtet;
und da ich mich nahe des Baches Steg,
da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
im Strudel der Wellen gerissen.
Drum daß dem Lechzenden werde sein Heil,
so will ich das Wässerlein jetzt in Eil'
durchwaten mit nackenden Füßen.“
N Da setzt ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd
und reicht ihm die prächtigen Zäume,
daß er labe den Kranken, der sein begehrt,
und die heilige Pflicht nicht versäume.
Und er selber auf seines Knappen Tier
vergnüget noch weiter des Jagens Begier;