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Als nun Friedrichs Sohn, der ebenso schöne als tapfere Enzio (Heinz), das
päpstliche Lehensland Sardinien besetzte, mischte sich der Papst Gregor IX. in
den Kampf. Er bannte den Kaiser als „König der Pestilenz und der Un¬
gläubigen, als Sarazenenfreuud und Sündenknecht". Als Gregor starb, folgte
Jnnocenz IV., der früher ein Freund des Kaisers war, sich aber jetzt noch
feindlicher zeigte als jener. Er bannte den Kaiser und ließ ihn auf der Kirchen-
Versammlung zu Lyon (1245) förmlich absetzen. So erstanden ihm zwei Gegen-
kaiser in Heinrich Raspe (d. i. der Rauhe), dem letzten Landgrafen von
Thüringen, und, als derselbe geschlagen und gestorben war, in Wilhelm von
Holland, einem 22 Jahre alten Jünglinge, der eben erst zum Ritter geschlagen
war und ohne Ansehen blieb. — Ein furchtbarer Bürgerkrieg durchtobte seine
Länder, und das Glück schien ihm völlig den Rücken zu drehen. Denn nicht
nur wurde sein Heer bei Parma 1248 fast vernichtet, sondern auch sein Lieb-
lingssohn Enzio bei Modena von den Bolognesen gefangen und 22 Jahre, bis
zu seinem Tode, eingekerkert gehalten. Als er einmal in einem Fasse sich be-
freien lassen wollte, verriet ihn eine seiner goldenen Locken, welche sich zum
Spundloche herausringelte. Zu des Kaisers Seelenschmerze über diese Erlebnisse
gesellte sich noch Mißtrauen gegen seine Umgebung und körperliches Leiden,
Endlich erlöste ihn, 56 Jahre alt, eine ruhrartige Krankheit. Sein Sohn
Manfred drückte ihm die Augen zu; sein Grabmal ist noch heute in Pa-
lermo zu sehen. Der frühere Glanz seiner Herrschaft klingt in der Sage von
dem Zauberschlafe nach, der ihn, oder den mit ihm verwechselten Barbarossa,
umfangen sollte.
3. Ausgang der Hohenstaufen. Da sich Friedrich um Deutschland wenig
gekümmert, war es in furchtbarer Zerrüttung. Als die wilden Horden der
Mongolen aus Asien hereinbrachen, bestand sie der Herzog Heinrich der Fromme
von Liegnitz 1241 auf der Walstatt bei Liegnitz, wenn auch nicht siegreich,
doch so mannhaft, daß sie abzogen und sich mit der Beute und den neun
Säcken linker Ohren, die sie den Erschlagenen abgeschnitten hatten, begnügten.
Auf Friedrich II. folgte von 1250—54 Konrad IV. : dieser gab jedoch
Deutschland, wo er doch keine Macht besaß, auf, um Neapel und Sizilien zu
behaupten. Schon hatte sein Stiefbruder Manfred Sizilien und er selbst
Neapel fast ganz erobert, als ihn der Tod im 27. Lebensjahre ereilte, ohne daß
er sein 1251 in Deutschland geborenes Söhnchen gesehen hatte. Inzwischen war
Manfred in Süditalien Reichsverweser für seinen unmündigen Neffen Konradin,
seit 1258 König. Als aber Karl von Anjou, Bruder des französischen
Königs, von dem Papste Jnnocenz IV. mit Neapel und Sizilien belehnt wurde,
ging auch dieses Erbe den Staufern verloren. Da unternahm der zu einem
ritterlichen Jünglinge erblühte Konradin 1268 einen Zug nach Italien, kam
aber durch schmählichen Verrat in die Gefangenschaft seines Feindes und wurde
am 29. Oktober 1268 auf dem „Alten Markte" in Neapel enthauptet.