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zeugten die großartigen Kirchen und Rathäuser, die schönen Brunnen auf den
Märkten, die reich und behaglich ausgestatteten Wohnräume. Wohl war die
Bauart selten regelmäßig; ein wesentlicher Mißstand waren die engen, winkeligen
Straßen, welche das Umsichgreifen von Feuersbrünsten und das Überhand-
nehmen von ansteckenden, zeitweise mörderisch wirkenden Krankheiten begünstigten.
Aber dennoch konnten weitgereiste Ausländer sagen, Köln sei die schönste Stadt
der Welt und Augsburg herrlicher als Paris.
33. Nürnberg. Nach Hartmann Schedel's Weltchroni! (1493).
Schon zur Zeit Friedrichs II., der mehr im Auslande als in Deutschland
weilte, hatte der Handel durch Land- und Seeräuberei zu leiden; deshalb übten
sich die Bürger im Gebrauche der Waffen, namentlich der Armbrust, und bildeten
Schützengilden, die sich oft, wie die Ritter in Turnieren, in Freudenspielen und
Schützenfesten belustigten. Um aber den vielseitigen Anfeindungen mit vereinter
Kraft widerstehen zu können, schlössen mehrere Städte einen Bund, warben auf
gemeinschaftliche Kosten ein Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus. Der berühmteste
dieser Städtebunde ist die Hansa (flämisches Wort für „Verbindung"), ur-
sprünglich zwischen Hamburg und Lübeck geschlossen, später 85 Städte umfassend.
Diese Hansa behauptete lange Zeit das Ansehen einer Großmacht, um deren
Freundschaft sich Länder und Städte bemühten. Sie erhielt sich 300 Jahre
lang; als dann gesichertere Zustände eintraten, löste sich eine Stadt um die
andere von dem Bunde los. Schließlich blieben nur noch die drei Städte Ham-
bürg. Lübeck und Bremen, welche auf dem letzten Bundestage, 1630, ihre Ver-
Holdermann-Setzepfandt, Geschichtsbilder II. ß