Friedrich III., Kurfürst v. Brandenburg, später Friedrich I., König in Preußen. 219
(S. 179). Wie die französischen Herrscher seiner Zeit (Heinrich IV., Ludwig XIII.)
strebte er nach unumschränkter Gewalt, stieß aber aus den heftigsten Widerstand
des Parlaments, d. h. der englischen Volksvertretung. Sein Sohn und Nach-
folger Karl I. trat in die Fußstapfen feines Vaters und endigte auf dem Blut-
gerüste (1649). England wurde vorübergehend eine Republik; mehrere Jahre
stand es unter ber Leitung des tatkräftigen Puritaners Cromwell, ber sich
um bie Entwicklung der englischen Seemacht besonders verdient gemacht hat. Im
Jahre 1660 gelangten die Stuarts wieder auf den Thron. Der letzte König
ihres Hauses, Jakob II., war katholisch. Als dieser in dem iiberwiegenb pro¬
testantischen Sanbe feine Glaubensgenossen begünstigte, verschworen sich bie Häupter
des Parlaments unb luben ben protestantischen Schwiegersohn Jakobs II., Wil-
Helm III. von Oranien, ben Statthalter ber Niederlande (S. 207), ein, von
ber englischen Krone Besitz zu ergreifen. Wilhelm konnte biese Aufforberung nur
bann annehmen, wenn Hollanb gegen einen Angriff Frankreichs gebeckt war;
denn Lubwig XIV. stand mit Jakob II. im Bunde. Er knüpfte daher mit dem
Großen Kurfürsten Unterhandlungen an. Doch dieser starb bald barans, nachbem
er noch auf bem Totenbette dem Kurprinzen die Unterstützung des Oraniers
dringenb ans Herz gelegt hatte.
Friedrich III. befolgte die Mahnung feines Vaters und überließ den
Holländern 6000 Mann zur Deckung ihres Landes. Seinem Beispiele
folgten andere norddeutsche Fürsten. So konnte Wilhelm von Oranien,
der Todfeind Ludwigs XIV., nach England überfetzen. Er bemächtigte
sich ohne Blutvergießen des Thrones, und England trat von dem 1689
französischen Bündnisse zurück zu der Zeit, wo Ludwig XIV.
eben seinen dritten Raubkrieg eröffnet hatte.
b) Teilnahme am Kampfe gegen Ludwig XIV. Ter dritte Raub-
krieg (1688—1697). Ludwigs XIV. Bruder, der Herzog Philipp von
Orleans, war mit einer pfälzischen Prinzessin vermählt. In ihrem
Namen erhob der französische König beim Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf Teile der linksrheinischen Kurpfalz. Aber der
erbberechtigte Pfalzgraf von Neuburg fand einen kräftigen Rückhalt an
dem Augsburger Bündnisse, das der Kaiser Leopold mit mehreren
deutschen Fürsten und auswärtigen Mächten abschloß (1686). So blieb
der Friede vorläufig gesichert.
Kaum zwei Jahre vergingen, da fand Ludwig Anlaß zu neuen
Händeln. Bei der Erledigung des erzbifchöflichen Stuhles zu
Köln trat er für die Wahl des französisch gesinnten Prälaten Wilhelm
von Fürstenberg ein. Dieser erhielt in der Tat die Mehrheit der
Stimmen des Domkapitels, wurde aber weder vom Papste noch vom
Kaiser bestätigt. Daraufhin begann Ludwig den Krieg (Herbst 1688).
Die Franzosen drangen zuerst in die Kurpfalz ein und befetzten dann
Kurköln und die angrenzenden Gebiete. Da der Kaiser durch den Krieg