Marius und Sulla. Die Kämpfe zwischen Adelspartei und Volkspartei. 111—79.
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sein Neffe gemeinsam regieren sollten. Dieser, Jugnrtha mit Namen,
war ein Mann von gewaltigem Ehrgeiz, sonst aber mit allen
Vorzügen des Körpers und Geistes ausgestattet, dazu von großer
Liebenswürdigkeit und Gewandtheit im Umgange. Er war als Befehls¬
haber der numidischen Hilfsvölker mit vor Numantia gewesen und hatte
hier nicht bloß die Kriegskunst Scipios schätzen, sondern auch die Be¬
stechlichkeit der römischen Vornehmen verachten gelernt. Seine Er¬
fahrungen kamen ihm nach seiner Thronbesteigung zu gute. Ungestraft ließ
er den einen Vetter ermorden und teilte sich mit dem andern in dessen
Reich. Ja, auch diesen griff er an, belagerte ihn in Cirta, zwang die
Stadt zur Ergebung und ließ ihn mit vielen andern Einwohnern töten.
2. Unter ihnen befanden sich auch römische und italische Kaufleute.
Um ihren Tod zu rächen, rückte 111 der Konsul Bestia mit einem
Heere in Numidien ein. Indessen gelang es Jugurtha, von ihm einen Der Konsul Bestia
günstigen Frieden zu erkaufen; ja, als der Friede vom Volke nicht rohb6tieDs5e3nurt^a
anerkannt wurde, wagte er es im Vertrauen auf sein Gold, in Rom
selbst zu erscheinen. Zur Verantwortung gezogen, bestach er einen
Tribun, durch sein Veto die Fortsetzung des Verhörs zu verhindern,
und ging sogar so weit, fast unter den Augen des Senats einen Verwandten
der numidischen Königsfamilie, der ihm den Thron streitig machen konnte,
ermorden zu lassen. Dann verließ er die Stadt mit der Überzeugung,
daß diese selbst käuflich sei, wenn sie nur einen Käufer fände.
3. Auch die Feldherren, die zunächst den Krieg in Afrika fortsetzten,
waren dem Gelde des Königs zugänglich; erst als 109 Q. Cäcilius Der Konsul Cäci-
Metellus hingeschickt wurde, wurde die Lage ernst für Jugurtha.
Aber dieser fand an seinem Schwiegervater, König Bochus von in Bedrängnis;
Mauretanien, einen hilfsbereiten Verbündeten, dessen von Wüsten um- ^Bochus^n"
grenztes Reich dem Besiegten immer wieder sichere Zuflucht bot. Mauretanien.
Im Heere des Metellus diente als Unterfeldherr (Legat) C. Marius.
Geboren in Arpinum als Sohn eines armen Tagelöhners, hatte
er sich nach einer Kindheit voller Entbehrungen in dem spanischen
Feldzuge durch seinen Mut, seine soldatische Tüchtigkeit und seine Ehr¬
lichkeit zum Offizier hinaufgearbeitet, war dann durch seine Heirat zu
Reichtum gelangt, hatte diesen durch Beteiligung an kaufmännischen
Geschäften noch vergrößert und war Mitglied des Ritterstandes geworden;
doch wollte er, ehrgeizig wie er war, auch die höchsten Ämter bekleiden.
Um dies zu erreichen, begab er sich vom numidischen Kriegsschauplatz nach
Rom und verdächtigte dort die Kriegführung des Metellus als lässig. In- m e. Marius
folgedessen wurde er selbst 107 an Metellus' Statt Konsul undanMSau?6tot
Oberfeldherr gegen Jugurtha. Seine Kriegführung war nichtdasKonsuiatüber-
glücklicher als die seines Vorgängers; indessen gelang es seinem schlauen Quästo?Sulla setzt
Quästor L. Cornelius Sulla durch Unterhandlungen, Bochus zur Aus-die Auslieferung
lieferung des Jugurtha zu bewegen. Damit war der Krieg beendet: be8