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Marius und Sulla. Die Kämpfe zwischen Adelspartei und Volkspartei. 111—79.
Gefolgschaft gründen, deren Dienste jeden Augenblick ihrem alten Feld¬
herrn zur Durchführung seiner eignen Pläne zur Verfügung standen.
2. Marius war nicht der Mann dazu, das Werkzeug, das er sich
geschaffen hatte, zu benutzen, um dauernd an der Spitze des Staates
100 Marius be-zu bleiben, so sehr sein Ehrgeiz nach diesem Ziele strebte. Er entließ
Maltas Konsulat fa'in Heer und wurde von dem dankbaren Volke auch für das Jahr
dann ins 100 wieder zum Konsul gewählt. Er stattete seine Veteranen mit
vat^en 3U’ganb aug. a£er während seines Konsulatsjahres in Rom Tumult aus¬
brach und er vom Senat den Auftrag erhielt, gegen seine eignen
Gesinnungsgenossen mit Waffengewalt vorzugehen, gehorchte er willig
den Befehlen der obersten Regierungsbehörde. Die Folge davon war,
daß er, von allen verlassen, nach Ablauf seines Amtsjahres nicht
wiedergewählt wurde, sondern sich grollend ins Privatleben zurück¬
ziehen mußte.
§ 69. Der Bundesgenoffenkrieg. Marius und Sulla. Erst
nach mehr als zehn Jahren wurde Marius noch einmal wieder
der Vergessenheit entzogen.
1. Ein schlimmer Sturm war mittlerweile über Italien dahin¬
gebraust. Durch den Gesetzesantrag des jüngeren Gracchus begehrlich
gemacht (S. 84), hatten die Bundesgenossen vergeblich auf gesetz¬
lichem Wege bei Senat und Volksversammlung die Verleihung des
römischen Bürgerrechts durchzusetzen versucht. Wiederholt abgewiesen,
betrat die Mehrzahl von ihnen den Weg der Gewalt. Sie fielen von
Rom ab und richteten sich in Italien einen eignen Staat ein mit
eigner Hauptstadt, mit Senat und Volksversammlung, eignen Beamten
90-88 Der Bun-und eigner Münze. Es begann (90) ein langwieriger Krieg, der trotz
desgenossenkrreg. großer Anstrengungen und Verluste die Römer nicht zu dem gewünschten
Ziele führte. Vielmehr mußten sie sich schließlich wohl oder übel dazu
verstehen, den Forderungen der buudesgenössischen Gemeinden näch¬
ste Bundes, zugeben (88). Alle, die sich binnen bestimmter Frist dazu meldeten,
das "römische Bür- erhielten römisches Bürgerrecht. Das Stadtgebiet von Rom umfaßte
gerrecht. fortan alles Land bis ans Meer und bis zu Macra und Rubikon.
2. Schon drohte ein neues, schlimmeres Unwetter. In Kleinasien
hatte sich eins der zahlreichen selbständigen Reiche, nämlich das
Königreich Pontns an der Südküste des Pontns Enxinns, über die
andern gewaltig erhoben. Es verdankte das der Kraft seiner Könige.
Der machtvollste unter ihnen war der damals lebende Mithridates,
stark und gewaltthätig, mutig und grausam, klug und verschlagen. Er
hatte seinem Königreich fast das ganze Nordufer des Schwarzen
Meeres einverleibt und dehnte dann, von den Römern mehrfach ge¬
hindert, seine Eroberungen nach Westen aus. In der Provinz Asien
fiel ihm eine Stadt nach der andern zu. Man sah in ihm den Be¬
freier von dem Druck der römischen Steuerpächter und wetteiferte mit