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Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. 
Vaterland von den Tyrannen und der spartanischen Obergewalt 
zu befreien. Es gelang ihm auch wirklich, die meisten Vertriebenen 
zu einer Verschwörung zu vereinigen. Als ernst in einer Nacht die 
Verschworenen in Athen eine Versammlung hielten, führte einer 
derselben den Phyllidas ein, einen schlauen Thebaner, Geheim¬ 
schreiber der Tyrannen, der zum Besuche nach Athen gekommen 
war, bei den Tyrannen in großer Gunst stand, aber der guten 
Sache dienen wollte und daher seinen Beistand versprach. Unter 
ihnen wurde der Tag verabredet, an dem die Verschworenen heim¬ 
lich nach Theben kommen wollten, um die Tyrannen zu ermorden. 
Anfangs ging Alles glücklich. Ein treuer Freund in Theben, Namens 
Charon, war bereit, sein Haus zum Versammlungsorte herzu¬ 
geben, und am bestimmten Tage zogen die Verschworenen einzeln, 
theils als Jäger mit Netzen und Hunden, theils als Bauern ver¬ 
kleidet, durch die verschiedenen Thore in die Stadt ein und ver¬ 
schwanden alle im Hause Charons. An demselben Abend hatte 
Phyllidas zwei der Tyrannen, den Archias und Philippus, zu sich 
zu Gaste geladen. Sie kamen auch, und Phyllidas suchte sie trunken 
zu machen. Während dessen legten schon die Verschworenen die 
Panzer an und machten eben die Waffen zurecht, als an Charons 
Hausthüre geklopft wurde. Mau öffnete behutsam. Es ist ein Bote 
vom Archias: Charon soll augenblicklich zu ihm kommen. Alle 
erblassen; sie können nicht anders denken, als daß die ganze Sache 
verrathen sei. Man überlegt, was zu thun? Soll er hingehen und 
sich dem wahrscheinlichen Tode überliefern, oder sollen alle Ver¬ 
schworenen hineilen und die That schnell ausführen? Endlich hält 
man das Erstere für besser, um erst zu hören, wie viel Archias 
wisse. Charon umarmt Weib und Kind wie zum ewigen Abschiede, 
sagt den Freunden Lebewohl, sucht sich zu fassen und tritt in des 
Phyllidas Haus. Archias und Phyllidas kommen aus dem Gast¬ 
zimmer heraus: „Wir haben ja gehört, Charon, daß Vertriebene 
in die Stadt gekommen sind und von einigen Bürgern versteckt 
gehalten werden? — Charon wird bestürzt; da er aber merkt, daß 
jener nicht genau unterrichtet ist, antwortete er mit Fassung: „Das 
sollte ich kaum denken. Indessen will ich mich genau erkundigen 
und dir dann Bescheid bringen." — „Du bist ein braver Mann!" 
sagte Phyllidas geschwind; „nun gehe nur wieder; und ihr, kommt 
ins Zimmer und laßt uns trinken." — Wie froh war Charon, 
als er fort war! Er eilt schnell nach Hause und bringt die frohe 
Nachricht, daß noch nichts verrathen sei. Aber es sollte noch besser
	        
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