Object: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Hauptteil 2)

Heinrich IV. Heinrich V. 
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Inzwischen hatten Heinrichs Feinde in Deutschland einen neuen 
Gegenkönig, Hermann v. Salm (Luxemburg), aufgestellt. Aber die 1081 
ununterbrochenen Kämpfe mit ihren entsetzlichen Greueln riefen eine 
immer stärker werdende Friedensbewegung in Deutschland hervor. Hein- 
rich stellte sich nun bei seiner Rückkehr nach Deutschland selbst an die Spitze 
dieser Bewegung und verkündete von Mainz aus einen allgemeinen 
Gottesfrieden, der vor allem die im Felde arbeitenden Bauern und 1085 
die reisenden Kaufleute in Schutz nahm. Dadurch gewann sich der Kaiser 
die große Masse des tätigen Volkes, besonders die Städter, und brachte 
auch viele Bischöfe wieder auf seine Seite. Hermann v. Salm starb bald 
darauf in Lothringen (1088). 
3. Heinrichs Kämpfe gegen seine Söhne und sein Ausgang. Nun 
sollte ein zweiter Römerzug das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst 1090 
endgültig regeln. Aber der Abfall des Thronfolgers Konrad schwächte 109$ 
die Sache des Kaisers, sodaß Heinrich unverrichteter Dinge wieder nach 
Deutschland zurückkehrte. Hier ließ er dem aufständischen Konrad (| 1101) 
die Thronfolge absprechen und sie auf seinen zweiten Sohn Heinrich (V.) 
übertragen. Dann setzte der Kaiser seine Friedensbemühungen fort und 
brachte tatsächlich einen allgemeinen Reichsfrieden zustande, unter dessen 110$ 
Schutz die Städte, besonders die rheinischen, aufblühten. Doch dauerte 
diese glückliche Zeit nicht lange; denn viele Fürsten und Bischöfe blickten 
voll Argwohn auf die emporstrebenden Städte. So bildete sich abermals 
eine Verschwörung: an deren Spitze trat sogar der nunmehrige Thron- 
folger Heinrich, da er fürchtete bei Aufstellung eines weiteren Gegen- 
königs die Krone zu verlieren. Durch die Empörung Heinrichs (V.) wurde 1104 
nun der Bürgerkrieg neuerdings entzündet. 
Durch List und Verschlagenheit wußte der junge König die wichtigsten 
Bundesgenossen des Kaisers zu gewinnen und dann den flüchtigen Vater 
gefangen zu nehmen. Zwar entkam dieser nochmals und fand bei den 
rheinischen Städten tatkräftige Unterstützung. Da ereilte ihn ein rascher 
Tod: noch nicht 56 Jahre alt, starb er in Lüttich. 11106 
Fünf Jahre lang stand der Sarg mit der Leiche Heinrichs in einer ungeweihten 
Seitenkapelle des Speyerer Domes, bis endlich nach Aufhebung des Bannes die 
Beisetzung in der Kaisergruft erfolgte. In den unteren Volkskreisen, besonders 
bei den Bürgern und Bauern, blieb das Andenken des Kaisers wegen seiner 
Friedensbestrebungen in hohen Ehren. 
Heinrich V. (1106—1125). 
Als Heinrich V., ein kluger und entschlossener Herrscher, durch den 
Tod seines Vaters in den alleinigen Besitz der Krone gelangt war, suchte 
ex den Jnvestiturstreit endlich zum Austrag zu bringen. Aber ein zwei- 
maliger Römerzug brachte wohl die Kaiserkrönung, doch sonst keine 1111
	        
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