Object: Grundriß der Weltgeschichte für höhere Bürgerschulen und mittlere Gymnasialklassen

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auch ein Ausweichen auf der nördlichen Straße unmöglich gemacht 
werden. Am 17. August Morgens marschirte das XU. Corps (die 
Sachsen) von Pont-a-Mouffon gegen Mars la Tour, die Garde weiter 
westlich, die erste (Steinmetz'sche) Armee ging bei Arry und Corny 
über die Mosel und das II. Corps (Pommern unter Fransecky) wurde 
bis Pont-^-Moussou herangezogen. Am folgenden Tage überblickte der 
die Schlacht persönlich leitende König Wilhelm mit dem General 
Moltke und dem Prinzen Friedrich Karl von den Höhen von 
Flavigny (südlich von Vionville) die Aufstellung des Feindes, dessen 
Nachhut bei Gravelotte stand. Hier sollte ihn Steinmetz mit dem 
VII. und VIII. Corps festhalten, die Armee des Prinzen Friedrich 
Karl aber weiter gegen die nördliche Straße Metz-Verdun vorrücken, 
bei welcher namentlich die Höhen von Armanvillers und St. Pri bat 
von den Franzosen besetzt waren. Ihre bon Natur feste Stellung war 
noch berstärkt durch Schützengräben in 2 bis 3 Stockwerken über ein- 
ander. Gegen Armanbillers richtete das IX. Corps (Manstein) als 
Centrum seinen Marsch, links dabon ging das Gardecorps bon Mars 
la Tour gegen St. Marie aux Chenes und St. Pribat bor, noch weiter 
links das XII. Corps ebenfalls gegen St. Pribat. In zweirer Linie 
folgten das III. Corps (zwischen dem IX. und Gardecorps), das X. 
(hinter dem XII. Corps); in letzter Reserve verblieb das II. Corps, 
das erst am Morgen von Pont-g.-Mouffon abgerückt war. — Um Mittag 
eröffnet das IX. Corps die Schlacht, dann greifen als rechter Flügel 
VII. und VIII. (bei Gravelotte) und als linker Flügel die Garde bei 
St. Marie ein, und es entspinnt sich zunächst ein mehrstündiger furcht- 
barer Artilleriekampf. Um 5 Uhr brach dann die Garde gegen das festungs- 
ähnliche Dorf St. Privat, den Schlüssel der feindlichen Stellung, zum An- 
griff vor, der von den gegen 7 Uhr in der rechten Flanke des Feindes ein- 
treffenden Sachsen (XII. Corps) kräftig unterstützt wurde und unter 
großem Blutvergießen die Eroberung des Dorfes zur Folge hatte. So 
war auf diesem Flügel der Sieg errungen. Unterdeß aber stand die 
Sache auf dem rechten Flügel, bei Gravelotte, noch bedenklich. Nur 
das Eintreffen des II. Corps, das an diesem Tage von Pont-^-Mouffou 
über Gorze einen Marsch von 5 Meilen zu machen hatte, konnte eine 
günstige Entscheidung herbeiführen. Und die braven Pommern erscheinen 
rechtzeitig und stürmen — von dem General Moltke selbst in die 
Schlachtreihe geführt — unter ihrem heldenmütigen Fransecky so- 
fort auf die verschanzten Höhen bei Gravelotte los. Dieser Sturm 
entschied den Kampf, und General Moltke konnte, in gestrecktem Laufe 
seines Pferdes zum Könige zurückkehrend, melden: „die Schlacht ist 
gewonnen!" Der Feind mußte sich in der Dunkelheit des Abends 
in die Verschanzungen nach Metz zurückziehen. Es war ein Riesenkampf: 
200,000 Deutsche hatten gegen 120,000 Franzosen gefochten. Todte und
	        
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