60 Afrika. 
kleines Geschenk an den mir gestellten Führer bewog diesen, auffallend 
zuvorkommend zu fein, und so konnten wir uns denn schon zeitig in Be- 
wegnng setzen. 
Trübe blickte die Morgensonne am 13.Febr. 1878 ans grauen Wolken 
hervor; aus den wallenden, grauen Nebeln, die weithin das Land deckten, 
tauchten wie Inseln die vielen, im Lande verstreuten Hügelrücken hervor, 
unter denen der lang gestreckte Mtuudue durch seine tafelförmige Gestalt 
auffällt, als wir an Mtesas Palast vorüber in eine sumpfige Ebene nieder- 
stiegen, deren Betreten durch einen sehr einfachen Damm und zwei noch ein- 
fächere Knüppelbrücken ermöglicht wird. Die nun folgenden Hügel sind von 
fleißigen Arbeitern besetzt; überall sieht man nene Kulturen und Pflau- 
zungeu im Entstehen begriffen; haufenweise wird das ausgerupfte Gras 
zusammengetragen und verbrannt, weithin Rauch und brenzligen Geruch 
entsendend; die Frauen beschäftigen sich mit dem Bestellen der Felder, 
pflanzen süße Bataten oder rupfen das Gras aus; die Männer bauen 
die Häuser oder verbreitern und säubern die Straße, welche hier aus 
festem, rotem Eisenthonboden eben dahinführt. Nur in den Senkungen 
und Abstiegen liegt über dem roten Boden eine dicke Schicht grauen, 
dichten Lehmes, dessen unterster Teil vorzügliches Material für Töpfer- 
arbeiten liefert. Nahe am See findet sich weißer und gelber Sand. 
Wie durch einen Garten marschieren wir zwischen Bananenwäldern 
und Häusern dahin; hat der Mensch irgendwo eine Lücke gelassen, so ist 
Mutter Natur um so eifriger bedacht gewesen, sie zu füllen mit groß- 
artiger Grasvegetation und eleganten, schlanken Bäumen. Undurchdring- 
liehe Dickichte, Zufluchtsorte für die hier sehr häufigen Leoparden, fassen 
bisweilen die Straße ein, und das Auge wird vom Betrachten all der 
Formen und Farben förmlich müde. In den fast betäubenden Geruch 
einer zur Heckenbildung gebrauchten Liliacee mischen sich die Düfte ei- 
niger Umbelliferen; ein mannshohes Ocymum bildet ganze Kolonien für 
sich; wo ein Wasserfaden zum See geht, haben sich förmliche Vegetati- 
onsnefter gebildet, welche oft einen Sumpfboden decken, oft auch am 
Wasserlaufe Galerien bilden. Gigantische Bäume wiegeu hier ihre luftigen 
Kronen in der Sonne, während unter ihnen im tiefen, kühlen Schatten 
Schlingpflanzen aller Art ihre Netze spannen. Amomnm mit breiten, 
wachsglänzenden Blättern schießt hier zu 3 Meter Höhe empor; bescheidener, 
aber raumfüllender wirken Kalladien, Akanthns und viele Rnbiaeeen. 
Gebüsche zierlicher Phönix teilen ihre Standorte mit prächtigen Farnen 
(Asplenium und Marsilia). Ans den Ästen der Sykomoren uud Spla- 
thodeeu nisten Parasiten, wohl Angräcnm und Platyeerium; ihre Höhe 
macht sie unerreichbar. Gegen den See hin finden sich einzelne weich- 
stachelige, gelbblühende Mimosen. 
So wechseln beständig künstliche und natürliche Gärten, nur tön-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.