Hussiten. 
245 
auf dessen Herrschaft Huß geboren war und der die Kosten seiner 
Erziehung hergegeben hatte. Der andere hieß Johann Ziska 
(sprich Schischka), und war ganz der Mann dazu, ein aufgeregtes 
Volk zum Siege zu führen. Schon sein Aeußeres verrieth den wilden 
Krieger. Er war nur von mittler Größe, aber von starkem Körper¬ 
baue; sein Kopf war groß und rund, sein Gesicht braun und durch 
ein blindes Auge, einen großen weiten. Mund, eine dicke Nase 
und einen schwarzen Bart verunstaltet. An seiner Seite hing 
ein großes Schwert, und in der rechten Hand trug er eine ge¬ 
waltige Keule. Vor seinen Heereshaufen ließ er eine Fahne her¬ 
tragen, auf welcher ein großer Kelch zu sehen war. Nachdem er 
mit seinen Leuten nach Prag gekommen war, entstanden bald Un¬ 
ruhen ; denn täglich sah man die Hussiten einen Kelch in Procession 
in der Stadt umhertragen, um die Katholiken zu ärgern, und end¬ 
lich verlangten jene, daß ihnen noch mehr Kirchen abgetreten werden 
sollten. Darüber entstand ein fürchterlicher Auflauf. Die Proces¬ 
sion näherte sich nämlich einer Kirche, die von den katholischen Geist¬ 
lichen sogleich zugeschlossen wurde. Die Hussiten, darüber erbittert, 
bestürmten sie, erbrachen die Thüren und ermordeten den Pfarrer, 
der ihnen wehren wollte. Dann zogen sie nach dem Rathhause der 
Neustadt, wo einige der Unruhestifter eingesetzt waren, und verlang¬ 
ten ihre Freilassung. Statt dessen wurde aus den Fenstern mit 
Steinen nach ihnen geworfen und ein hussitischer Prediger getroffen. 
Jetzt war der zügellose Haufe nicht mehr zu halten. Ziska gab 
Befehl zu stürmen. Der wüthende Schwarm bemächtigte sich bald 
der Thüren: im Saale wurde einer der Rathsherrn niedergestochen; 
die andern warf man aus den Fenstern; unten wurden die Un¬ 
glücklichen mit den Spießen des Pöbels aufgefangen und mit Dresch¬ 
flegeln vollends todt geschlagen. Als der König Wenzel von diesen 
Abscheulichkeiten hörte, fuhr er wüthend auf und tobte so-, daß ihn 
der Schlag rührte. Er wurde nicht wieder gesund und starb wenige 
Wochen darauf (1419). 
Jetzt hätte Sigismund König von Böhmen werden sollen, und 
wirklich waren die Prager auch schon bereit, ihn anzunehmen; aber 
er machte sich durch seinen Widerwillen gegen die Hussiten, den er 
bei jeder Gelegenheit kundthat, so verhaßt, daß es dem Ziska leicht 
wurde, das ganze Land dahin zu bringen, daß es Sigismund ver¬ 
warf. Jetzt war nun keiner mehr in Böhmen, vor dem sich die 
Hussiten nur einigermaßen gescheut hätten, und darum überließen 
sie sich ganz ihrer Wildheit; Ziska schränkte sie darin nicht nur nicht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.