Erfindung der Buchdruckerkunst. 
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fing man nun schon an, sich des Lumpenpapiers zu bedienen, 
welches bald nach 'Albrecht I. erfunden worden und weit wohlseiler 
war als das Pergament. Dieses Verfahren, solche Holzplatten zu 
schneiden, scheint in den Niederlanden mehr als anderswo geübt 
worden zu sein; doch ist die Annahme, daß Lorenz Koster in 
Harlem, der sich in jenem Gewerbe ausgezeichnet haben mag, der 
Erfinder des Bücherdrucks gewesen sei, historisch nicht glaubwürdig. 
Man schnitt alle Wörter einer jeden Seite in Holz ein, und druckte 
nun eine solche Platte so oft ab, wie man wollte. Aber das hatte 
die Unbequemlichkeit, daß man eben so viele Platten haben mußte, 
wie das Buch Seiten hatte. Welch eine Arbeit! Daher konnte 
man diesen Druck nur bei kleinen Büchern anwenden. Und war 
das Buch nun so abgedruckt, so waren die Platten nichts mehr 
nütze. Auch geriethen die in Holz geschnittenen Buchstaben sehr 
schlecht; sie sahen grob und unregelmäßig aus, und man druckte 
auf diese Art nichts als kleine Gebetbücher, die stark gekauft wurden. 
Die Kunst, mit beweglichen Buchstaben zu drucken, hat um 
das Jahr 1440 ein Deutscher erdacht und ausgeführt. Es war 
Johann Gutenberg,*) aus Mainz gebürtig (1397). Er war 
nach Straßburg gegangen und beschäftigte sich mit Steinschleisen, 
Spiegelmachen und andern Künsten und kam dabei auch auf einen 
sehr glücklichen Gedanken. Er dachte: „Es ist doch schade, daß 
man die hölzernen Platten, mit denen man druckt, nicht weiter ge¬ 
brauchen kann, wenn das Buch abgedruckt ist. Wäre es denn 
nicht möglich, einzelne Buchstaben auszuschneiden, sie zusammen¬ 
zusetzen zu Wörtern und Zeilen, sie abzudrucken und dann wieder 
auseinander zu nehmen, um sie zu andern Büchern wieder zu ge¬ 
brauchen?" Gesagt, gethan! er fing gleich an zu schnitzeln, sägte 
seine Holztafeln auseinander, band die einzelnen Buchstaben zu¬ 
sammen und seine ersten Versuche gelangen; aber mit dem Ab¬ 
drucken wollte es nicht gelingen. Er machte neue Versuche, aber 
es wollte immer nicht gehen. Dabei versäumte er seine Brotarbeit, 
gerieth in Schulden und ging 1445 nach Mainz zurück, um in 
seiner Vaterstadt sein Glück weiter zu versuchen. Da lernte er 
einen reichen Bürger kennen, Johann Faust oder Fust; dem 
*) So nennt man ihn gewöhnlich. Eigentlich hieß er Johann Gänö- 
fletsch von Sulgeloch oder Sorgenloch — so hieß das Rittergut der 
Familie auf dem Gau von Mainz — genannt Gutenberg, von seinem Wohn¬ 
sitze „zum Gutenberg".
	        
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