Einen Herrn der Welt nannte sich Timur; wie nur Ein Gott
im Himmel, so solle auch nur Ein Herrscher auf Erden sein!
Siegessäulen von Menschenschädeln thürmte er sich aus; hun¬
derttausend Gefangene ließ er in Delhi hinschlachten. Ein solcher
Mann war dem gewaltigen Bajazeth gewachsen, dem Sultan
der Türken. Zwei Jahre lang unterhandelten die beiden Gewal¬
tigen in gegenseitiger Scheu; endlich (20. Juli 1402) trafen sie
bei Ancyra in Matten aufeinander; 400,000 Türken gegen 800,000
Mongolen. Bajazeth wurde geschlagen und gefangen und nach
einigen Berichten milde behandelt, nach andern in einen eisernen
Käfig gesteckt.
Die Türken erholten sich aber, nachdem die Mongolen abge¬
zogen waren, bald wieder zum Schrecken Europas. Darum ließ
der Papst (Eugen IV.) einen Kreuzzug gegen sie predigen. Er
schickte dazu den Cardinal Julian Eesarini in Europa umher.
Aber ehe dieser seine Rundreise vollendet hatte, brachen die Türken
unter Mur ad II. in Ungarn ein. Ihnen entgegen zog der tapfere
Woiwode von Siebenbürgen, Johann Corvinus Hunyades;
er traf sie in Siebenbürgen, schlug sie und gewährte dem Sultan,
der ihn darum anging, einen Frieden von 10 Jahren, der von
Corvin und dem Könige von Ungarn, Wladislaw, beschworen
wurde. Aber dem Papste war dieser Friede nicht recht; mit der
in jener Zeit nicht seltenen Gewissenlosigkeit befahl er dem Julian,
dem Könige Wladislaw zuzureden, den Frieden zu brechen und ihn
dazu von dem geleisteten Eide loszusprechen, weil man den Un¬
gläubigen sein Wort zu halten nicht nöthig habe. Wladislaw und
Corvin ließen sich bereden; sie zogen gegen die Türken zu Felde.
Murad schalt sie laut Meineidige und ließ die gebrochene Friedens¬
urkunde vor seinem Heere hertragen. Bei Varna am Schwarzen
Meere kam es zur Schlacht (1444); die Christen wurden besiegt;
Wladislaw fiel, Julian wurde auf der Flucht getöbtet; den Corvin
rettete nur sein schnelles Pferd. Vier Jahre darauf (1448) erlitten
die Ungern bei Kossowa in Serbien eine neue Niederlage.
Da ließ der Papst eine Aufforderung ergehen, sich gegen den
Feind der Christenheit mit Macht zu rüsten, und namentlich hoffte
er, 1450 in Deutschland einen solchen Kreuzzug zu Stande bringen
zu können. Er bediente sich dazu eines Mannes, der ganz dazu
geeignet war, die Rolle Kuttenpeters und Bernhards von Clair¬
vaux noch einmal zu spielen. Es war der Barfüßermönch Johann
Capistran, ein kleiner, dürrer Mann, dabei, ungeachtet 'seiner 65