278 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Burg zu beschießen, und riefen den Erzherzog Albrecht herbei, der
sich freute, seinen Bruder noch mehr ängstigen zu können. Zwar
bat der Kaiser die Reichsfürsten um Hülfe; aber diese brauchten
Zeit, um sich zu entschließen, und darüber wäre Friedrich gewiß
endlich den Ausrührern unterlegen, wenn ihm nicht Hülse von einer
Seite gekommen wäre, wo er sie am wenigsten erwartet hätte.
Der junge Ladislaus, König von Böhmen, war nämlich bereits
gestorben, und die Böhmen hatten einen ihrer reichsten und mäch¬
tigsten Edelleute, den Georg von Podiebrad, zum Könige
gewählt. Darüber war nun der Kaiser, der selbst gern Böhmen
gehabt hätte, sehr aufgebracht und haßte darum den Georg. Den¬
noch hörte dieser jetzt kaum von der Noth seines Feindes, so machte
er sich sogleich recht edelmüthig auf und erschien so schnell vor
Wien, daß die erschrockenen Bürger sich mit ihrem Herrn wieder
vertrugen. Friedrich dankte zwar seinem edeln Retter, hat aber
späterhin dennoch die Wohlthat vergessen und sich zu Podiebrads
Feinden gesellt.
Was man lange gefürchtet hatte, traf endlich ein. Die Türken
drangen nach der Einnahme von Constantinopel nach Westen vor,
stürmten durch Ungarn und fielen in Oestreich ein. Weit und
breit wurden alle Oerter, die sie erreichen konnten, verwüstet und
verbrannt, Tausende von Menschen als Sklaven fortgeführt und
viele ermordet und zu Tode gequält. Während dessen saß Fried¬
rich in Regensburg, wohin er die deutschen Fürsten berufen hatte,
um sie um Beistand zu bitten, da er selbst zu schwach sei. Aber
eines Theils überlegten die Fürsten so viel, daß endlich gar nichts
geschah; andern Theils zeigte sich der Kaiser hier wieder so un¬
thätig wie immer. Er schlief sogar einmal in einer der Sitzungen,
als der päpstliche Gesandte eben eine Rede hielt, um die Deutschen
zum Kriege gegen die Türken zu ermuntern, ganz sanft ein, bis
ihn der Redner am Ohre zupfte und ihm zurief: „Durchlauchtigster
Kaiser, -ich bin nicht hierher gekommen, um deinen Schlaf zu
stören, sondern um deinen Lauf zu beflügeln." Kurz, es wurde
gegen die Türken, die man mit ihrer Beute ruhig abziehen ließ,
nichts unternommen.
So träge und gleichgültig war der Kaiser auch in der Regie¬
rung des deutschen Reichs. Die Zügel der obersten Gewalt er¬
schlafften, kleine und große Herren befehdeten sich und die Geschichte
dieser Zeit ist voller Kriege der Fürsten untereinander. Aus diesem
Wirrwarr müssen wir noch einer Begebenheit gedenken, die sich