76 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. 
Tribur am Rhein, wo aber die unzufriedenen Fürsten seinen Palast 
umzingelten und ihn durch Drohungen zu dem Versprechen nöthigten, 
den Adalbert zu entlassen und besser zu regieren. Adalbert aber 
wurde nach seinem Kirchsprengel gewiesen. So ging es damals in 
Deutschland zu. — Erst 17 Jahre alt, heirathete Heinrich schon. 
Seine junge Frau hieß Bertha und war des Markgrafen von 
Susa (in Italien) Tochter. Sie war eine gute Frau, aber es 
war, als wenn Heinrich nun einmal in allen Dingen unglücklich 
sein sollte. So verlebte er auch mit seiner Bertha, die wenig An¬ 
ziehendes hatte, nur wenige vergnügte Tage; sie überwarfen sich 
schon in den ersten Wochen ihrer Verbindung und führten mit ein¬ 
ander eine zwanzigjährige höchst unglückliche Ehe. 
Auch mit seinen Unterthanen zerfiel Heinrich bald, am ersten 
mit den Sachsen. Wir wissen schon von Karls des Großen 
Geschichte her, was für ein freiheitsliebendes, unruhiges und tapferes 
Volk die Sachsen waren, mit denen Heinrich recht säuberlich hätte 
umgehen sollen. Aber Adalbert hatte ihm immer vorgeredet, mit 
ihnen müsse er keine Umstände machen; sie wären empörungssüchtig 
und könnten nur durch Strenge im Zaume gehalten werden. Hein¬ 
rich, statt die Herzen der biedern Sachsen durch Güte und Ver¬ 
trauen zu gewinnen, ließ überall in ihrem Lande Schlösser auf¬ 
führen, in welche er fränkische Kriegsknechte legte, welche die Gegend 
umher ausplünderten und die Landleute bedrückten. Von Heinrich 
selbst erzählte man sich, er habe einmal auf einem Berge in Sachsen 
gestanden, sich von da im Lande umgesehen und dann gesagt: 
„Sachsen ist ein schönes Land, aber die darin wohnen, sind 
nichtswürdige Knechte!" Das wurde schnell herum erzählt und 
machte böses Blut. Die Gährnng wurde immer größer, die festen 
Schlösser in Sachsen mehrten sich, der Druck nahm an Härte von 
Tage zu Tage zu. Da beschlossen dies Sachsen und Thüringer, 
solche Willkür nicht länger zu dulden und sich an den Papst zu 
wenden. 
Eben war ein neuer Papst gewählt worden, Gregor VII., 
ein Mann, der bestimmt war, die päpstliche Gewalt auf den höchsten 
Gipfel zu bringen. Vor feiner Wahl hieß er Hildebrand; eine 
Bauernfamilie in der Gegend von Saona in Toskana war die 
Stätte feiner Geburt; sein Vater soll Grobschmied oder Zimmer¬ 
mann gewesen sein. Ein mütterlicher Oheim, welcher Abt eines 
Klosters in Rom war, nahm den fähigen Knaben zu sich und er¬ 
zog ihn. Der Unterricht schlug trefflich bei dem Knaben an; er
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.