Aufregung in Böhmen.
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eher huldigen, und — er mußte ihnen alles bewilligen. Zugleich
waren die Türken in Ungarn eingefallen und der wilde Großfürst
von Siebenbürgen, Beth len Gabor, hatte sich gegen ihn empört.
Aber alle diese Unannehmlichkeiten waren nichts gegen die,
welche Matthias in Böhmen erfahren sollte. Er hatte keine Kinder,
eben so wenig seine Brüder. Wer sollte nun einmal seine Länder
bekommen? Eigentlich seine Brüder; aber die wollten lieber in
der Stille leben. Daher fiel bie Nachfolge auf seinen Vetter, den
Erzherzog Ferdinand von Steiermark, Kärnthen und Krain, und
dieser wurde auch von den Böhmen als ihr künftiger König aner¬
kannt, da er bereit war, ihre Freiheiten, namentlich den Majestäts¬
brief, zu bestätigen. Aber bald wurden sie mißtrauisch, als sie
hörten, wie Ferdinand in seinen Ländern die Evangelischen be¬
handle. Ferdinand meinte es mit seinen Unterthanen aufrichtig
gut und äußerte einmal, er sei bereit, sich seine rechte Hand ab¬
hauen zu lassen, wenn er damit einen von ihnen glücklich machen
könnte. Aber er war von Jesuiten erzogen worden, die ihm von
Kindheit auf nicht nur eine blinde Anhänglichkeit an die katholische
Kirche, sondern auch den Grundsatz mit aller Strenge eingeprägt
hatten, daß nur die Katholiken selig werden könnten. Also schon
aus übelverstandener Liebe zu seinen Unterthanen wollte er durch¬
aus nicht die neue Lehre in feinen Ländern dulden, ließ überall
Rädn und Galgen aufrichten, und führte so durch Drohung und
Gewalt in wenigen Jahren seine protestantischen Unterthanen zur
katholischen Kirche zurück. Natürlich erfuhren die Böhmen dies bald
und dachten nur mit Besorgniß an die Zeit, wo Matthias todt
und Ferdinand ihr König sein würde. Auch fingen schon jetzt die
Katholiken, besonders die Jesuiten, an, kecker zu werden.« „O!"
hieß es, „euer Majestätsbrief hat keine Gültigkeit; denn er ist dem
Rudolph abgedrungen worden. Ist nur erst Ferdinand König,
dann wird es heißen: ein neuer König, ein neues Gebot. Dann
werden wohl einige Köpfe fliegen müssen" u. s. w. Das wollten
die Böhmen wenigstens gehört haben, und wenn auch ihre Besorg¬
niß manches übertrieb, so zeigte doch ein Vorfall bald, wie böse
es die Katholiken mit ihnen meinten. Dennoch erkannten sie Fer¬
dinand als ihren einstigen Herrn an, wenn er ihnen ihre Freiheiten
lassen wollte. Er leistete darüber einen feierlichen Eid vor allem
Volke: „Ich schwöre zu Gott auf diesem heiligen Evangelium, daß
ich die Herren, Ritterschaft, Prager, auch andere Städte und die
ganze Gemeinde von Böhmen bei ihren Freiheiten, Gerechtigkeiten,
Weltgeschichte für Töchter. HI. 16. Aufl. 12