178 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
auch allen Gewohnheiten erhalten will. Dazu helfe mir Gott und
alle Heiligen." Und doch hat er nichts gehalten!
' Die evangelischen Unterthanen des Abts von Braunau (an
der schlesischen Grenze) hatten angefangen, eine Kirche zu bauen;
aber der Abt hatte einen Befehl ausgewirkt, daß der Bau gleich
eingestellt werden sollte. Dasselbe geschah im Städtchen Kloster¬
grab, unweit Teplitz, wo der Erzbischof von Prag, dem es ge¬
hörte, den Bau untersagte. Darüber beschwerten sich die Stände
beim Kaiser und beriefen sich auf den Majestätsbrief.' Der Kaiser
erklärte, er halte das Begehren der Stände nicht für billig, weil
wohl die Stände jenes Recht hätten, nicht aber die Unterthanen
geistlicher Herren, und sie möchten ihn mit solchen Klagen ver¬
schonen. Der Bau wurde indessen fortgesetzt und die Kirche voll¬
endet. Nun aber ließ der Erzbischof die Kirche in Klostergrab
niederreißen und der Abt die von Braunau verschließen, und als
die Bürger sich nicht fügen wollten und Abgeordnete nach Prag
schickten, wurden diese ins Gefängniß geworfen. Darüber entstand
nun unter den Evangelischen in ganz Böhmen eine große Bewe¬
gung. Graf Thurn, ein unruhiger Kopf, erhitzte durch lebhafte
Reden die Gemüther noch mehr und berief im März Abgeordnete
der Stände aus allen Theilen des Landes nach Prag. Hier wurde
eine Bittschrift an den Kaiser selbst und eine andere an den kaiser¬
lichen Statthalter in Prag aufgesetzt und beschlossen, sich um die
Zeit, wenn die Antwort eingelaufen sein könnte, d. i. im Mai,
wieder zu versammeln. Am 22. Mai 1618 kamen sie wieder zu¬
sammen und wurden nach dem Schlosse gerufen, wo ihnen die
Statthalter die Antwort des Kaisers, die aber nicht an die Stände,
sondern an jene gerichtet war, vorlasen. Sie war äußerst scharf.
Es hieß darin: „Se. Maj. habe die Schließung der evangelischen
Kirche in Braunau und die Niederreißung der zu Klostergrab be¬
fohlen; die Stände griffen immer weiter um sich und mißbrauchten
seine Güte, sie bestärkten fremde Unterthanen in ihrem Ungehorsam;
er werde das Nähere untersuchen und dann sich gegen einen jeden
nach seinem Verdienste verhalten." Alle zeigten den. lebhaftesten
Unwillen über dies Schreiben. „Nun sehen wir wohl," hieß es,
„daß man uns die freie Uebung unserer Religion entreißen und
die Angesehensten unter uns als Unruhestifter auf die Seite schaffen
will." Aber noch größer wurde der Zorn, als es verlautete, daß
das kaiserliche Schreiben vom Kaiser blos unterschrieben, eigentlich
aber von der Statthalterei verfaßt wäre. Diese Statthalter waren