Unruhen in Böhmen. Matthias. 
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aber bei den Ständen als Katholiken verhaßt, und zwei von ihnen, 
Martiniz und Slawäta, wurden besonders als die Anstifter 
des Bösen angesehen. Schon sonst hatten sie sich gegen die Stände 
feindselig gezeigt, und man erzählte von ihnen, daß sie auf ihren 
Gütern die evangelischen Bauern mit Hunden in die Messe hetzten, 
und sie durch Versagung der Taufen, Trauungen und Begräbnisse 
zum katholischen Glauben zu zwingen suchten. Die Stände hielten 
sogleich eine Versammlung, und beschlossen, der Statthalterschaft zu 
erklären, daß in Folge des Majestätsbriefes kein Befehl Kraft habe, 
der den zugesicherten Freiheiten der evangelischen Kirche entgegen¬ 
laufe. Das Volk versammelte sich auf den öffentlichen Plätzen, 
der Majestätsbrief und des Kaisers Bescheid wurden vorgelesen, 
und nur mit Mühe konnten die Abgeordneten der Stände die em¬ 
pörte Menge abhalten, das Schloß zu stürmen und die Statthalter 
zu verjagen. 
Am 23. Mai 1618 fanden sich die Stände, größtenteils be¬ 
waffnet und von einem bewaffneten Volkshaufen begleitet, auf dem 
Schlosse ein. Die Vornehmsten traten mit Ungestüm in die Kanz¬ 
lei, wo vier der Statthalter, Adam v. Sternberg, Diepold 
v. Lobkowitz und die Grafen Martiniz und SlawLta saßen. 
Ein böhmischer Edelmann, Paul v. Rziczan, von den Ständen 
zum Redner bestimmt, führte das Wort: er wolle wissen, ob sie zu 
dem höchst nachtheiligen Schreiben gerathen hätten? — Sternberg 
bat sie, sich zu mäßigen und keine Gewalt zu brauchen. Darauf 
antwortete ein anderer (Colon von Fels): gegen Lobkowitz und 
Sternberg habe man nichts; „mit euch aber," fuhr er, zu Martiniz 
und Slawäta sich wendend, fort, „werden wir uns nimmer ver¬ 
tragen; denn ihr seid die Verräth er, welche des Landes Freiheit 
verrathen." Martiniz wollte mit heftiger Rede sich rechtfertigen. 
„£)!" rief ein Dritter (Wenzel von Raupora), „werft sie doch nach 
alt-böhmisch gutem Gebrauche zum Fenster hinaus." — Sternberg 
und Lobkowitz wurden nun beim Arme aus dem Zimmer geführt; 
die andern Beiden aber baten, man möchte sie doch nach den Ge¬ 
setzen richten. Aber man hörte sie nicht; mehrere Stimmen schrien 
verwirrt durcheinander. Martiniz wurde von einem bei den Hän¬ 
den, von andern bei den Füßen ergriffen, zum Fenster geschleppt 
und hinunter in den Schloßgraben gestürzt. Die rasche That er¬ 
schreckte die Thäter selbst, und bestürzt standen sie da. Aber Thurn 
rief endlich: „Edle Herren, hier habt ihr den andern!" Slawäta 
wurde auch ergriffen und flog dem ersten nach, und als dritten
	        
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