182 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
ein schweres Gewitter zusammen. Ferdinand hatte seinen Jugend¬
freund, den kräftigen Maximilian von Baiern für sich ge¬
wonnen, und die Liga versprach Beistand. Auch der König von
Spanien, damals Philipp III., schickte Geld, was er doch selbst so
nöthig brauchte, und selbst der Kurfürst von Sachsen Johann
Georg I., ein höchst schwacher, kleindenkender Mann, trat auf den
Rath seines Hofpredigers Hoe von Hoheneck auf des Kaisers Seite,
weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformirten zum Könige
gewählt hätten. — Nun setzte sich das ligistische Heer in Bewe¬
gung. Zuerst wurden die östreichischen Stände mit Gewalt dem
Kaiser unterworfen; dann fiel Maximilian in Böhmen ein, trieb
die ständischen Truppen wie eine scheue Heerde vor sich her und
rückte immer näher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mann
danach gewesen, so hätte er wohl sich gegen den Kaiser und Maxi¬
milian halten können. Die Huffiten hatten sich ja so lange gegen
Sigismund so glücklich gewehrt. Aber er war ein schwacher, träger
und leichtsinniger Mann, gab glänzende Feste, statt sich um die
Ausrüstung des Heeres zu bekümmern, und verstand es nicht, die
Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen,
und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten.
Nicht weit von Prag liegt eine sanfte Anhöhe, die der weiße
Berg genannt wird. Da stellten sich die Böhmen aus und wurden
rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer
Stunde blutiger Arbeit war die Schlacht entschieden. Vier- bis
fünftaufend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde todt oder ver- .
mundet, an 1000 waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten
stürzten in wilder Flucht auf die Thore von Prag zu, 8. Novem¬
ber 1620. Friedrich hatte gerade bei der Tafel gesessen, als die
Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte
er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon
mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Die
Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nicht zu verlassen; sie
hätten noch Leute genug, die Stadt zu vertheidigen. Aber der-
schwache König hatte dafür keine Ohren. Wie betäubt setzte er sich
am andern Morgen mit Frau und Kindern in den Wagen, nahm
den Grafen Thuru mit und fuhr nach Breslau. „Ich weiß nun,
wer ich bin," sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es
giebt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und
nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir sind."
Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn