Josephs II. Tod. ßgß
konnte er nicht viel ausrichten, da seine Heere gerade gegen die
Türken fochten, und zu seinem großen Schmerze mußte er erleben,
wie sich seine Niederlande für unabhängig erklärten (1790). Dies
fehlte nur noch, um seine von so mancherlei Leiden der Seele ge¬
schwächte Gesundheit ganz aufzureiben. Das Gefühl, überall seine
besten Arbeiten verkannt zu sehen und Haß statt Liebe zu ernten,
schlug ihn ganz darnieder. Dazu kam der unglückliche Feldzug
gegen die Türken, die er mit Katharina von Rußland zugleich be¬
kriegte und gegen die er selbst auszog. Die unerträgliche Hitze
und die großen Anstrengungen machten, daß das kaiserliche Heer
in einem Jahre 112,000 Kranke hatte, von denen 33,000 starben.
Joseph selbst kehrte im December 1788 krank nach Wien zurück,
lange vorher ehe der Friede von Szistowa (1791) zu Stande
kam. Seit der Zeit wurde er nicht wieder gesund. Im Februar
1790 wurde er so schwach, daß man täglich seinen Tod erwartete.
Drei Tage vor seinem Tode hatte er den Kummer, daß die Frau
seines Neffen, des nachherigen Kaisers Franz, starb. Er hatte sie
vorzüglich geschätzt. „Sorget," befahl er, „daß die Leiche ans der
Hofkapelle bald in die Gruft komme, damit für meine eigene Leiche
Platz werde." Dann schrieb er einige Briese an ferne vertrautesten
Minister und nahm von ihnen Abschied. *) Dennoch arbeitete er
bis den letzten Tag vor seinem Tode. Am Morgen des 20. Fe¬
bruar 1790 entschlief er. Durch seinen Tod entging er einer
sehr unruhigen Zeit, welche durch die französische Revolution für
Europa schon angebrochen war.
*) Er pflegte in gesunden Tagen des Abends eine auserlesene Gesellschaft
von Männern und Frauen um sich zu haben, oder abwechselnd bei ihnen sich
einzufinden. An diese Damen schrieb er eigenhändig: „Mein Ende naht heran.
Es ist Zeit, Ihnen noch durch diese Zeilen meine ganze Erkenntlichkeit für jene
Gute und Freundschaft zu bezeigen, die Sie mir während so vieler Jahre, welche
wir miteinander zugebracht haben, zu erweisen die Gewogenheit hatten. Haben
Sie die Güte, [sich meiner in Ihrem Gebete zu erinnern. Ich kann die Gnade
und unendliche Barmherzigkeit der Vorsehung, in Ansehung meiner, nicht genug
mit Dank erkennen, so daß ich mit völliger Ergebung meine letzte Stunde erwarte.
Leben Sie wohl! Sie werden meine unleserliche Schrift nicht mehr lesen können.
Sie beweist meinen Zustand."
Ende des dritten Theiles.