Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. 
zwang ihn auch, in einem Vertrage in Passau (1552), den 
Evangelischen dieselbe Gerechtigkeit vor dem Reich skammergenchte 
zu bewilligen, welche die Katholiken bisher allein genossen hatten, 
und einen Reichstag zu verheißen, aus welchem endlich einmal he 
Religionszwistigkeiten ausgeglichen werden sollten. Das geschah 
auch 1555 in Augsburg, wo der sogenannte Religionsfriede 
geschlossen wurde. Darin erhielten die Protestanten im ganzen 
Reiche freie Religionsübung. Weder sie noch die Katholiken sollten 
einander zum Uebertritte zu verleiten suchen. Kein Landesherr 
sollte seine Unterthanen zu einer andern Religion zwingen wollen, 
sondern ihnen das Auswandern erlauben. Wie sauer wurde es 
nicht unsern Vorfahren gemacht, das zu erringen, dessen wir uns 
jetzt so ungestört zu erfteueu haben: die Freiheit, nach unserer 
Ueberzeugung Gott und Jesus zu verehren! 
Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionsftieden leider nicht 
mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Branden¬ 
burg, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, 
war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte 
auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich ge¬ 
steuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge von Braun¬ 
schweig, Heinrich, aus ihn los und traf ihn in der lnneburger 
Haide, beim Dorfe Sievershausen (1553). Schnell griff er 
ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigem Kampfe m die 
Flucht. Aber der Sieg war theuer erkauft worden. Bald nach 
dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich, einem 
tapfern, aber rohen Krieger, gemeldet, daß sem trefflicher Sohn, 
ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet sei. ^er 
alte Mann bezwang seinen Schmerz und sprach mit erkünstelter 
Fassung: „Gut! so muß man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel 
wischen." Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch 
sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!"nef er aus 
und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. Mit der Wuth 
der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend 
aber nicht findend. Dabei traf ihn der dritte Schlag: auch Kur¬ 
fürst Moritz sei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden, 
da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm m 
die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn 
an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zu¬ 
rief die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte 
kummerbelastete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes
	        
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