Die Förderirten. Gefangennehmung der königlichen Familie. 21 
theidigen beschlossen hatten. Selbst der feige Pethion war da und 
gab sich das Ansehen, als wache er über die Erhaltung der Ord¬ 
nung. Aber das war nur Schein; denn er hatte dafür gesorgt, 
daß alle Vertheidigungsanstalten unnütz wären. Am Morgen des 
10. August 1792 wurde das Schloß von dem bewaffneten Pöbel 
angegriffen. Jetzt verschwand Pethion und ließ sich von seinen 
Freunden arretireu, damit er für nichts verantwortlich zu sein 
brauchte, und als nun die Gefahr am größten war, fand sich nie¬ 
mand, der Befehle geben konnte; denn Pethion war nicht da, und 
den Befehlshaber der Nationalgarde, einen wohlgesinnten und zur 
Vertheidigung entschlossenen Mann, hatte man aufs Rathhaus ge¬ 
lockt und ihn dort ermordet. Dennoch wäre gewiß der feige Pöbel 
von den braven Schweizern zurückgeschlagen worden, hätte nicht 
der König alles Schießen ausdrücklich untersagt. Jetzt erschien 
Röterer, eine Magistratspersokk, und stellte dem Könige vor, die 
Gefahr übersteige alle Vorstellung; der König und alle die ©einigen 
würden unfehlbar ermordet werden, wenn er sich nicht in den ©aal 
der Nationalversammlung rettete, welche in einem Pavillon des 
Tnileriengartens ihre Sitzung hielt. Dagegen erklärte sich die 
Königin mit Heftigkeit, weil sie glaubte, mau wolle nur den König 
von seinen treuen Vertheidigern trennen. Da trat Rüderer mit 
funkelnden Augen vor sie hin. „Madame," sprach er, „die Augen¬ 
blicke sind kostbar. Zaudern Sie noch eine Minute, noch eine 
Secunde, so ist es unmöglich, für das Leben des Königs, für das 
Ihrige und das Ihrer Kinder zu stehen." Diese Worte machten 
Eindruck. „Nun gut!" rief die Königin mit dem Ausdrucke des 
tiefsten Schmerzes, „so müssen wir denn auch noch dies letzte Opfer 
bringen!" 
So. zogen der König, die Königin, Madame Elisabeth und 
beide Kinder durch die lange Reihe von Zimmern zum Schlosse, 
welches sie nie wieder gesehen haben, hinaus nach dem Saale der 
Nationalversammlung. Vor der Thüre desselben versperrte ein 
Pöbelhaufen ihnen den Weg und hielt sie über eine Viertelstunde 
auf. Von allen Seiten schrie man auf sie ein: „Wir wollen keinen 
Tyrannen mehr! Bringt sie um! Bringt sie um!" Ein gräßlich 
aussehender Kerl drängte sich ganz nahe an den König und sagte 
ihm die schrecklichsten Drohungen ins Gesicht. Endlich ließ man 
sie ein. Der König setzte sich auf einen Stuhl neben den Präsi¬ 
denten und sprach: „Meine Herren, ich komme hierher, um Frank¬ 
reich ein großes Verbrechen zu ersparen. Ich habe geglaubt, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.