Contents: [Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8] (Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8)

149 
suchen. Deshalb haben Männer und Frauen Besuchsvereine gebildet, 
deren Mitglieder, dem Gebote Christi entsprechend, den Notleidenden 
Nahrung, Kleidung und Arznei bringen, ihnen dabei aber auch freund¬ 
lich ein stärkendes und mahnendes Gotteswort sagen. 
Einem solchen Besuchsvereine, welcher sich in Hamburg gebildet 
hatte, gehörte der Kandidat I o h a n n H i n r i ch W i ch e r n an. Dieser 
traf auf seinen Gängen zu den Armen und Kranken eine Menge Kinder, 
welche nicht zur Schule gingen, sich auf der Gasse umhertrieben und 
alle Schlechtigkeiten verübten, so daß sie wie Heidenkinder verwildert 
waren. Um die schlimmsten dieser verwahrlosten Kinder vom Verderben 
zu retten, nahm Wichern eine Anzahl derselben im Jahre 1833 in ein 
ihm überlassenes strohgedecktes Haus in Horn bei Hamburg auf. Der 
frühere Besitzer dieses Hauses hieß Rüge: aus dem plattdeutschen Aus¬ 
druck „Ruges Huus" ist der Name „Rauhes Haus" entstanden. Da 
der barmherzige Wichern die Kinder liebevoll wie eigene erzog, so 
wurden eine solche Menge verwahrloster Kinder zu ihm gebracht, daß 
mehrere Häuser erbaut werden mußten. Bald konnte Wichern die 
Arbeit an den Kindern nicht mehr allein ausrichten und rief junge 
Männer, meist Handwerker, zu sich, welche bereit waren, unserm Heiland 
an den Kindern zu dienen. Diese bildete er zu Erziehern in seiner 
und in anderen ähnlichen Anstalten aus, die man Rettungshäuser nennt. 
Andere junge Leute machte er geschickt zur Pflege der Gefangnen, der 
im Kriege verwundeten Soldaten, zur Erziehung blöder Kinder und 
zur Verwaltung von Herbergen zur Heimat. 
In demselben Jahre 1833, in welchem Wichern das Rauhe Haus 
begründete, nahm der Pastor Theodor Fliedner in Kaisers¬ 
werth a. Rh. in sein Gartenhüuschen ein Mädchen auf, welches im 
Zuchthause gesessen hatte, und welches darum niemand in Dienst 
nehmen wollte. Da das Mädchen mit Gottes Hilfe gebessert wurde, 
vertraute man dem liebevollen Pastor andere Hilfsbedürftige an. Ihre 
Zahl wuchs dermaßen, daß Fliedner christlich gesinnte Frauen und 
Jungfrauen um Mitarbeit bat. Er unterwies nach und nach viele 
Tausende von Mädchen und Frauen, daß sie geschickt wurden, um als 
Krankenpflegerinnen und Lehrerinnen in Kleinkinderschulen thätig zu 
sein. Die Frauen und Jungfrauen, welche um Christi willen Kranke 
und Arme pflegen, heißen „Diakonissen" oder „Schwestern". 
Sowohl das Rauhe Haus als die Kaiferswerther Anstalt sind so 
gewachsen, daß die dazu gehörigen Häuser Dörfern gleichen; ganz 
ähnlich verhält es sich mit den verwandten Anstalten in Bielefeld und 
Neinstedt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.