6
Das Leben der Germanen.
Armin aber fiel bald nachher unter dem Dolch seiner eigenen
Verwandten. Da er in den Verdacht geriet, nach der Königs-
Herrschaft zu streben, wurde er (um das Jahr 21) meuchlerisch
ermordet.
§ 2.
Das Leben der Germanen.
1) Die Art des Volkes.
Als die Römer in den Kämpfen gegen die Kimbern und
Teutonen zum erstenmal mit Germanen bekannt wurden, wunderten
sie sich voll Schrecken über die hohen, kräftigen Gestalten der
kriegerischen Barbaren mit den rotblonden Haaren und den
blauen Augen.
Der große römische Geschichtschreiber Tacitus, der ein Zeit-
genösse der flavischen Kaiser und Trajans war, rühmt im Gegen-
satz zu der bei seinen eigenen Landsleuten herrschenden Weichlichkeit
und Sittenlosigkeit die gesunde und einfache Lebensweise
und Sinnesart der Germanen. Ihre Haupttugenden waren
todverachtender Kampfesmut, trotziger Freiheitssinn und un-
verbrüchliche Treue. Auf der andern Seite rügt Tacitus die
Leidenschaftlichkeit der Männer beim Trunk und beim Würfel-
spiel; da nämlich der Germane außer der Jagd und dem Krieg
keine Beschäftigung kannte, so füllte er die Stunden des Müßig-
gangs am liebsten mit Gelagen aus. Die Arbeit im Haushalt
und die Bestellung des Feldes überließ er den Frauen und den
Knechten.
2) Die Regierung.
Die oberste Gewalt in allen öffentlichen Angelegenheiten
lag in den Händen des Volkes. Die freien, wehrhaften Männer
eines Stammes bildeten die Volksgemeinde oder das Ding.
Diese trat unter freiem Himmel in Waffen zusammen. Sie wählte