Frankreich und Deutschland zur Zeit König Ludwigs XIV. von Frankreich. 157
§ 42.
Frankreich und Deutschland zur Zeit Löuig Ludwigs XIV.
von Frankreich.
1) Die Minister Richelieu und Mazarin.
Heinrich IV. von Frankreich hinterließ den Thron seinem nn-
mündigen Sohn Ludwig XIII. (1610 bis 1643). Aber dieser
nahm, auch nachdem er herangewachsen war, nicht selber die Zügel
der Regierung in die Hand, sondern überließ sie völlig seinem
Minister, dem staatsklugen Kardinal Richelieu. Vom Jahr 1624
bis an seinen Tod im Jahr 1642 war derselbe thatsächlich der
Gebieter Frankreichs. Er benutzte seine Macht jedoch nicht zu
seinem eigenen Vorteil, sondern ging lediglich darauf aus,
den König zum unumschränkten (absoluten) Herrscher
des Staates zu machen. Darum demütigte er namentlich die
großen Herren im Lande, die früher Einfluß auf die Regierung
gehabt hatten, und kümmerte sich auch nichts um die Rechte der
Volksvertretung, der sogenannten Reichsstände (Etats generaux).
In den gleichen Bahnen wandelte der eigennützige und Hab-
gierige Kardinal Mazarin, der nach Ludwigs XIII. Tod für
dessen minderjährigen Sohn, Ludwig XIV., die Leitung der Staats-
Angelegenheiten in Händen hatte.
Die Regierung Ludwigs XIV. 1643 bis 1715.
Als Kardinal Mazarin im Jahr 1661 gestorben war, über¬
nahm der noch jugendliche Ludwig XIV. selber die Regierung.
Die Art, wie er sie führte, nennt man Absolutismus (Unum-
schränktheit). Neben seinem eigenen Willen erkannte er keinen
anderen im Staate an; das Volk war nach seiner Ansicht bloß
dazu da, den Absichten des Herrschers zu dienen und seine Launen
zu befriedigen. Schon als sechzehnjähriger Knabe soll er int Jagd¬
rock und mit einer Peitsche in der Hand im Pariser Paria-